‚Zu Weit’ ist das inzwischen zweite Release von STAUBKIND, dem Soloprojekt von Terminal Choice-Gitarristen Louis Manke. Ja, genau, hier ist jemand am Werk, der was von seinem Handwerk versteht und schon seit Jahren im Musikbusiness tätig ist. Was er 2004 mit dem Album Traumfänger begonnen hat, wird nun konsequent fortgesetzt: melancholischer gitarren-basierter Gothicrock, der stetig von leisen Piano-Melodien verfeinert wird. Ähnlichkeiten mit Genre-Begleitern sind logischerweise vorhanden, nichtsdestotrotz kann man sich das sehr gut anhören.
Nach einem eher überflüssigen Intro warten 13 emotionsgeladene Songs mit deutschen Texten auf den Zuhörer. Schaut man sich die Songtitel an, kann man schon in etwa erahnen, was da kommen mag, und so ist es dann auch. Leicht kitschige, stetig sachte auf die Tränendrüse drückende Geschichten, die in einem neuen Aufguss immer noch erstaunlich gut anzuhören sind. Musikalisch klingt das ganze dann nach einer etwas poppig geratenen, nachdenklichen Oomph-Scheibe, aber: irgendwie hat das auch etwas Eigenständiges.
Die glasklare Produktion der Scheibe ermöglicht es, sein Augenmerk voll und ganz auf den Gesang und die textlichen Botschaften der Songs zu richten, aber dass die Texte nicht gerade von höchster dichterischer Qualität zeugen wurde ja bereits angedeutet, und auch die Stimme von Manke ist zwar ganz nett, hat aber keinen prägenden Charme oder großen Wiedererkennungswert. Dazu kommt, dass das Songwriting zwar solide ist und von Können zeugt, aber keinesfalls überrascht oder mit Knalleffekten aufwartet.
Diese Songstrukturen sind schon zu häufig bei Bands wie Oomph, Eisheilig oder auch HIM gehört worden, und es stellt sich die Frage, ob ‚Zu Weit’ tatsächlich auf dem heutigen Musikmarkt benötigt wird. Antwort: ja! Es sind nämlich, auch wenn es keine neuen Dinge sind, die da zu hören sind, doch Alternativen zu den sowieso schon im CD-Regal befindlichen Scheiben, und alles in allem kann man sich STAUBKIND ohne schlechtes Gewissen anhören, denn die Songs gehen sehr schnell ins Bein, sind kurzweilig und werden von mal zu mal besser.