STOLEN BABIES sind für mich persönlich Neuland gewesen. Selbst namentlich ist mir diese Kapelle bislang nicht vor die Augen gekommen, bis mich dann der Silberling in schicker Strichmännchen-Aufmachung ‚There Be Squabbles Ahead’ erreichte. Nun sind aber nicht alle geklauten Babies auch gleichzeitig Wunschkinder…
Musikalisch bewege ich mich ebenfalls auf eher unbekanntem Terrain. Eine wilde, diffuse Mischung aus NewRock-mäßigem, stark an Zickenbands wie No Doubt oder Guano Apes erinnernden pseudo-Matelsachen, leichte Schreianleihen nach Walls Of Jericho (ohne deren Level zu erreichen), ein wenig Chaos (was beim neuen Schlagzeuger Gil Sharone nicht gerade überrascht, denn dieser trommelt inzwischen auch bei The Dillinger Escape Plan, mit welchen STOLEN BABIES übrigens auch Anfang 2008 bei uns live unterwegs sein werden), fertig ist der Stilbrei!
Wobei: Stilbrei ist in diesem Sinne nicht ganz richtig, so suggeriert man doch automatisch auch, dass der Klang der Scheibe alles andere als transparent ist. Weit gefehlt, der kann sich recht gut hören lassen, so man sich denn auf diese Achterbahnfahrt unterschiedlichster Richtungen auf einer Scheibe bzw. teilweise auch in einem Song einlassen kann und will. Spätestens bei den im Begleitschreiben als „Tim Burton-artige Soundtrack-Eskapaden“ setzt es allerdings bei mir aus. Verstärkt wird dieser Eindruck im Übrigen durch die Clown-mäßige Schminke der Vorzeige-Frontfrau.
Des weiteren kann man aus dem Begleitschreiben entnehmen, dass Originalität nicht zwangsläufig schwer ins Ohr gehen muss. Diesen Satz kann ich ohne zu zögern unterschreiben. Ich setze allerdings noch zwei weitere Sätze hinzu: Erstens muss Originalität im Gegenzug auch nicht zwangsläufig ins Ohr gehen (denn das tun die Songs der STOLEN BABIES irgendwie auch nach dem fünften Durchlauf nicht einmal im Ansatz), und zweitens muss Querbeet-Stilmix-auf-Teufel-komm-raus auch nicht zwangsläufig gleichzusetzen sein mit Originalität.
Wenn STOLEN BABIES einziges Ziel war, etwas neuartiges zu kreieren, was bislang noch niemand in der Form gebracht hat, so ist ihnen dieses nicht gelungen. Nur durch Kombination von unterschiedlichen Dingen entsteht nicht immer etwas neues. In diesem Fall sind lediglich viele unterschiedliche Sounds aufeinandergetroffen, die nicht zu einer Einheit verschmelzen wollen. Sehr schade eigentlich, denn im Ansatz kann man schon das Potential der Band erkennen, die Arrangements sind in sich immer recht stimmig, und manche Parts verheißen viel Spaß an dem Song, dieser Spaß wird dann aber wenige Takte später durch einen erneuten Stilbruch unterbunden. Vielleicht ergibt sich ein anderes Bild, wenn man sich die Band live anschaut, es wäre nicht die erste Band, die auf der Bühne noch zusätzlich Zündmittel in petto hätte und dann vollends begeistern kann. Warten wir also Frühjahr 2008 ab und schauen uns STOLEN BABIES zusammen mit The Dillinger Escape Plan an!