Substyle – Walk The Dino

Redaktionssitzung, heißt Carsten und Matze zocken Playstation und hören nebenbei in die neu eingetrudelten Scheiben rein. Zwischen Zetteln und Pappschubern fällt die silberne Metallbox gleich ins Auge. Erste Hörprobe. Hm. Sah vielversprechender aus! Western-Pop? Country-Rock? Ich erhalte widerwillig den Zuschlag. Lustlos wandert sie am nächsten Tag in meinen Player. Und siehe da, Hex, Hex, was für ein Glück, das Ding ist cool!

SUBSTYLE kommen aus Köln, klingen alles andere als nach Karneval, ja selbst deutsch klingen sie nicht. Denn auf „Walk The Dino“ wildern die Rheinländer ungeniert in mehreren Revieren alternativer Hörkultur. 1998 gegründet, veröffentlichten sie zuerst eine EP in Eigenregie und 2001 „On The Rocks“ auf Vielklang. Schnell wurde das Business auf die Rheinländer aufmerksam und so unterschrieben sie 2002 beim Major Motor und schmissen bald die EP „I´m God And This Is My Day“ sowie das nächste Full-Length „Out To Launch“ auf den Markt. Wähnte man sich von Gott begünstigt, musste man sich doch damit abfinden, dass der Teufel ebenfalls seine Finger im Spiel hat. Universal strukturierte Motor Music um, die Band wurde fallen gelassen und zu allem Überfluss verlor Bandmitglied Toby einen Arm. Was manch eine andere Band vollends zerstört hätte, haben SUBSTYLE überlebt und sie präsentieren sechs Jahre später, quicklebendig, das neue Output „Walk The Dino“ auf ihrem eigenen Label Fire! Fire! Fire!

Die Scheibe beginnt mit Western-Filmmusik. Für eine Handvoll Dollar, Clint Eastwood in Höchstform. Doch dabei bleibt es nicht. Hier geben sich ganz unterschiedliche Elemente die Klinke in die Hand. Es wird gesungen und geschrieen, es gibt die Hardrock- und die Metalgitarren. Es gibt den Zuhörer, den Kopfnicker und den Tänzer. Und ab und zu tauchen diese herrlichen elektronischen Spielereien und sogar ein Akkordeon auf, ohne deplaziert zu wirken. Die Band selbst charakterisiert ihr Werk als Melancholie ohne zu heulen, Energie ohne Red Bull, Zuversicht ohne Psychopharmaka, Spaß ohne lustige Hütchen. Schöner hätte ich es nicht formulieren können.

SUBSTYLE brennen auf „Walk The Dino“ selbstbewusst ein kleines Tischfeuerwerk stilistischer Grenzüberschreitungen ab. Das dies auch beim Publikum funzt, zeigen die Supports für IN EXTREMO, DIE HAPPY, EMIL BULLS und MOTÖRHEAD. Unterschiedlicher könnten die Referenzen nicht sein. Und daher überrascht es auch nicht, dass mit „Paint It Black“ von den ROLLING STONES und „1000 Jahre sind ein Tag“ von UDO JÜRGENS zwei ganz entgegen gesetzte und gelungene Stücke in friedlicher Koexistenz miteinander leben können. Aus diesem Grund empfehle ich SUBYTYLE als Sonderbotschafter der UNO im Kaukasus-Konflikt und wünsche ihnen dabei Hals und Beinbruch.

Schreibe einen Kommentar