Sue – Home Philosophy

Erst betritt man einen dunklen Raum, der aussieht wie ein maritimer Geräteschuppen. Kaum Licht, bis auf das wenige, das von unten die Treppen herauf scheint. Jede Stufe auf einer langen Treppe nach unten bestärkt einen im Glauben, dass es tatsächlich Orte gibt, von denen Magie ausgeht. Unter der Erde angekommen muss man fasziniert festhalten, dass die wenigsten Bands von sich behaupten dürfen, ein Studio in einem Wassertank zu haben. SUE gehören dazu.

Zugegeben, die Musik von SUE ist nicht das, was ich tagtäglich konsumiere; wohl aber kann auch ich einfach gestrickter Mensch erkennen, dass die Band unabhängig von ihrem Proberaum in Aurich etwas Besonderes ist, bedenkt man, dass „Home Philosophy“ das Debüt der Norddeutschen ist. Drei Jahre lang haben sie daran gearbeitet, 2009 ist es endlich fertig. Drei Jahre lang kreative Aufnahmesessions, bei denen die Songs Spur um Spur gewachsen sind, bis sie schließlich von Milan East (Remixe für ABSOLUTE BEGINNER und GRÖNEMEYER, Bandmitglied von SUE), Matthias Arfmann (JAN DELAY), Swen Meyer (KETTCAR, TOMTE), Andreas Meid (KID ALEX) und Nils Kacirek (PLEXIQUE) abgemischt werden konnten.

Herausgekommen ist ein Indie-Pop-Album voll musikalischer und lyrischer Fragilität, welches in leisen und dezenten Tönen die melancholische, verzweifelnde, aber die letzte Hoffnung nicht aufgebende Gefühlslage in das Zentrum stellt. Insofern ist SUEs „Home Philosophy“ ein Stück Musik, das einen bewussten Zuhörer verlangt, ohne dass die elf Lieder schwere Kost wären. Die besten Rahmenbedingungen hierfür sind Dunkelheit und Einsamkeit, z.B. die klassische Variante der nächtlichen Autofahrt über leere Landstraßen oder als Alternative das Vollbad in einem von höchstens einer Kerze erhellten Badezimmer.

Trotzt aller Introvertiertheit, SUE haben bereits weltweit Aufsehen erregt: Nummer Eins auf Myspace Deutschland, Auftritte in Pariser Jazz-Clubs, Airplay im englischen Radio, Anfragen nach ausstehenden Konzerten aus Istanbul und Tokio. Bei all dieser globalen Euphorie sollte jedoch die norddeutsche Heimphilosophie berücksichtigt werden: Der Wassertank steht in Aurich und das erste Video bekennt „Hamburg Is The Love“.

Schreibe einen Kommentar