Swingin´ Utters – Hatest Grits: B-sides And Bullshit

Obwohl sie nicht zu den Bands der ersten Stunde gehören – wie etwa die geschätzten LAGWAGON, NO USE oder STRUNG OUT – gehören die SWINGIN´ UTTERS seit gefühlten 100 Jahren zu Fat Wreck, haben seitdem wohl 1000 Scheiben veröffentlich und wurden millionenfach als Referenz angeführt. Sicherlich übertrieben, aber in den Jahren ist doch einiges Material angefallen, welches nun zusammen mit einigen neuen Songs auf einer Kompilation, im Volksmund auch B-Seiten-Sammlung, veröffentlicht wurde.

Die Band um Sänger Johnny Bonnel und Gitarrist Darius Koski gründete sich um die Jahrzehntenwende der 80er/90er in Santa Cruz, zog aber nach San Francisco, veröffentlichte dort auf kleineren Labels wie Side One und IFA Records diverse Singles und EPs, bis sie 1995 ihre erste LP „The Streets of San Francisco“ für „New Red Archives“ aufnahmen. Diese Scheibe sorgte für Aufmerksamkeit und brachte ihnen den Preis für das beste Debütalbum bei den „Bay Area Music Awards“, den Bammy, ein. Nach Auftritten bei der ersten Warped-Tour und Gigs mit RANCID unterzeichneten sie einen Vertrag bei Fat Wreck Chords. 1996 veröffentlichten sie mit „A Juvenile Product of the Working Class“ einen wahren Punkrock-Meilenstein, der damals seinen Weg auch in meine Sammlung gefunden hat. Danach sollte mein Interesse an der Band jedoch nachlassen. Ihre Veröffentlichungen und die Beiträge auf den Fat-Wreck-Samplern habe ich wahrgenommen, jedoch konnten sie mich nicht mehr zum Kauf eines SWINGIN´ UTTERS Albums überreden. Und um ganz ehrlich zu sein…diese Zusammenstellung ändert am status quo auch nichts.

Die SWINGIN´ UTTERS sind Arbeiterklasse…sie singen nicht nur darüber, sie müssen sie auch leben, als Verkäufer, als LKW-Fahrer. Und welche Spielart des Punkrocks drückt diesen gesellschaftlichen Zustand besser aus als alle anderen? Klar, Streetpunk. Und hier sind wir schon bei der Erklärung…ich kann damit nichts (mehr) anfangen. Der Gesang ist nicht immer gerade und in time, die Instrumente liegen nicht immer richtig übereinander, Einsätze sind nicht immer sauber. Und beim Songwriting muss man sich auf die ständige Wiederholung einstellen…täglich grüßt das Murmeltier.

Erschreckend unvoreingenommen jedoch wandert die neue UTTERS in meinen Player und fliegt nach drei Stücken wieder raus. Ich gehe zum Regal und hole mir „A Juvenile Product…“, lange nicht mehr gehört, müssen Jahre sein, der erste Track „Windspittin´ Punk“ erklingt und sofort sind die Erinnerungen an die Jugend wieder da. Ich mache mir ein Bier auf und kann fast jeden Song mitsummen, ich genieße die CD bis zur letzten Note. OK, ich bin nach dem zweiten Bier in Streetpunk-Stimmung…andere nennen das Schöntrinken…her mit der B-Seiten-Sammlung. Diesmal schaffe ich ein paar Songs mehr. Dann aber kommt die Ernüchterung, ja die Erkenntnis, dass die Zusammenstellung in keinster Weise mit dem Fat-Wreck-Debüt von 1996 mithalten kann. Ziemlicher Kram wird hier zusammengeschustert und lauwarm serviert…ein Geschrammel vor dem Herrn. Wo sind diese tollen Mitgrölmelodien? Während manche Bands grandiose B-Seiten vorweisen können, bei denen man sich darüber wundert, dass sie nicht auf dem regulären Album gelandet sind, wäre hier das Wort „Outtake“ angebrachter. Ein Wort, welches genau das ausdrückt, was es heißt. „B-Sides and Bullshit“. Die Betonung liegt auf dem letzten Wort.

Neueinsteigern empfehle ich das bereits angepriesene 1996er-Produkt. Das vorliegende jedoch dürfte nur etwas für Alles-haben-Woller sein. Abschließend bleibt noch eine Entschuldigung meinerseits, falls ich mit meinen Worten jemanden auf die Füße getreten bin, doch ich bin der Meinung, dass die SWINGIN´ UTTERS die überbewertetste Band im Fat-Wreck-Katalog sind. Und ich weiß, dass ich damit nicht alleine dastehe.

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