Tech 9 – Nine Lives

Hinter dem ominösen Namen TECH 9 verbirgt sich wider Erwarten eine holländische Oi!-Hardcore-Punk-Band aus Eindhoven, die 1982 von ein paar Schulfreunden gegründet wurde und die mit „Nine Lives“ auch entgegen den Annahmen erst ihr fünftes Album vorlegt. Dass ich sie bis dato nicht wahrgenommen habe, mag wohl vor allen Dingen daran liegen, dass bei all meiner Liebe zum Punkrock das Sub-Genre Streetpunk nicht ganz oben auf der Beliebtheitsskala rangiert. Sei´s drum. Eins kann ich bereits vorwegnehmen. TECH 9 bieten zwar keine Feinkost, machen aber satt wie früher bei Oma.
Ja, ja, früher! Herrlich unbefangen vom Zeitgeist laden Tech 9 zum Tanzen ein, spendieren uns ein Bier und bieten uns ihre letzte Kippe an. Entgegen allen modernen Trends und fast schon ausgestorben konventionell bauen die Holländer auf vorwärts strebende Rocksongs ohne großen Schnickschnack, inspiriert von Bands wie THE EXPLOITED und SICK OF IT ALL und allem dazwischen. Dabei ist das Ergebnis durchaus – soweit man das überhaupt sagen kann – abwechslungsreich, reicht von einzelnen Mitgrölhymnen („Nine Lives“, „Carry On“) bis hin zum wilden Hardcore-Cracher („Shift The Gear“, „World On Fire“) der alten Schule. Schlagzeug und Gitarre immer schön auf die Eins, der Bass macht den Kram einfach mit. Von den Zuhörern kommt keiner aus dem Tritt, keiner im Publikum soll irritiert und abgelenkt werden. Der Gesang ist genrespezifisch, heißt rotzig, aber nicht nervig, obwohl die eine oder andere Varianz sicherlich die neun Katzenleben interessanter gestalten würde. Ebenso hätte die Produktion von Dirk Miers fetter ausfallen können, allen Abgrenzungswünschen zum 21. Jh. zum Trotz. Die Gitarren sind in ihrer Mittenlastigkeit doch etwas dünn geworden und wären in die Breite gezogen vielleicht schicker gewesen. Ist aber egal, weil es den Spaßfaktor nicht merklich beeinflusst.
Denn neben 13 eigenen Tracks bieten T9 als Nachtisch zusätzlich sechs Coverversionen von Genregrößen vergangener Zeiten. Hier finden wir z.B. das geniale „Pretty Vacant“ von den SEX PISTOLS, „Call Me“ von Blondie (ungewohnt ohne Deborah Harry am Gesang) oder die drei hintereinander gehängten RAMONES-Stücke „Teenage Lobotomy“, „Sheena Is A Punkrocker“ und „I Wanna Dance“ (spaßig, aber lieblos umgesetzt) als Medley.
So. Mehr braucht man eigentlich gar nicht sagen. Alles andere wäre Zeilenschinderei. Omas Kohlrouladen sind verputzt, hinterher gab es schön Götterspeise mit Vanillesoße. Lecker. Auch wenn ich dem neuen Kram durchaus sehr viel abgewinnen kann, mag ich es abwechslungsreich. Und da gehört das Rustikale und Althergebrachte zu einer ausgewogenen Ernährung einfach dazu. Probiert es doch auch einmal aus.

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