The Devil Wears Prada – Plagues

Was wäre die neue Hardcore-Szene doch nur ohne ihre absolut gigantischen Hype-Bands, die wahrscheinlich ohne Myspace nur ein Leben im Underground fristen würden? Dank dieser Musikportale ist aber ziemlich viel Bewegung in alle Bereiche der härteren Musikgangarten gekommen, und die Grenzen der einzelnen Bereiche sind wie Butter in der Sonne zu einer großen Pfütze verschmolzen. Eine der Bands, die aus diesen Szenehypes entsprungen ist und sich von vielen anderen abheben konnte wie ein nuklearer Sprengkopf von Sylvesterknallern, ist THE DEVIL WEARS PRADA.
Mit ihrem Debüt ‚Dear love: a beautiful discord’ haben sie sich innerhalb kürzester Zeit in die Herzen ihrer Fans gespielt, 30.000 Einheiten verkauft, und jetzt, nach gerade mal 2 Jahren Bandbestehens, liegt bereits das zweite Album vor mit dem deutlich kürzeren Titel ‚Plagues’. Was sollte man zu THE DEVIL WEARS PRADA sagen? Das, was sie in erster Linie von vielen anderen Bands unterscheidet, ist ihr Mut, mit musikalischen Tabus zu brechen und einfach das zu tun, wozu sie selbst gerade Lust haben. Zwei Bedingungen scheinen sie dabei aber doch zu haben, die den Songs ihren persönlichen Stempel und Wiedererkennungswert aufdrücken sollen: jeder Song enthält zumindest eine clean gesungene Passage, und in jedem Song muss mindestens ein moshendes Stakkato-Riff enthalten sein. Ansonsten gilt die Devise: erlaubt ist, was Spaß macht. Ob das dann der kräftige Einsatz von Keyboards auf der Scheibe ist (mit am ungewöhnlichsten gleich im Opener ‚Goats on a boat’ mit Kirchenorgeln), kleinere ElektroBeat-Einwürfe (‚The Scorpion Deathlock’) oder aber die recht eigentümlichen Songtitel, bleibt ungeklärt.
Definitiv ist, dass das Album unglaublich dick produziert ist, eine großartige Abwechslung von den sich ansonsten zurzeit häufig wiederholenden Songstrukturen aufweist, technisch auf einem recht hohen Niveau liegt und immer wieder zu Überraschungen neigt. Hört man allerdings nur mit einem halben Ohr hin, rauscht das Album ein wenig an einem vorbei. Denn richtige Ruhepole fehlen hier. Die Lieder bauen einen enormen Druck auf, aber selbst die meist melodisch gesungenen Refrains sind immer noch so fett mit Keyboards hinterlegt, dass das Ohr sich nur schwer dabei entspannen kann.
Nach mehreren Hördurchgängen mag man aus diesen Gründen die Scheibe auch erstmal nicht mehr hören, sondern packt sich zunächst etwas Ruhigeres in den Player, um mal wieder zu Atem zu kommen. Nichtsdestotrotz ist ‚Plagues’ ein großartiges Stück Extremmetal-Hardcore, welches viele kleine Höhepunkte miteinander verbindet zu einem knapp vierzig Minuten dauernden Nackenbrecher, der live wahrscheinlich jeden Moshpitt in einen hyperventilierenden Mob verwandeln kann. Bis Ende November sind THE DEVIL WEARS PRADA allerdings noch in den USA unterwegs, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, auch in Europa für Stimmung zu sorgen, muss also noch ein wenig abgewartet werden…

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