Irgendwo in den tiefen, langweiligen Wäldern von Schweden, wo Ikea Holz für langweilige Billy-Regale und andere uninteressante Möbelstücke schlagen lässt, sind THE DURANGO RIOT zu Hause. Und die Langeweile kotzt sie an. Nun könnte man zur Bekämpfung dieses dumpfen Gefühls das maßlose Trinken anfangen oder als Zeitvertreib die Häufchen Elchscheiße im Wald zählen, um somit auf die Größe des Tierbestandes und seine Nahrungsversorgung schließen zu können. Tun THE DURANGO RIOT aber nicht. Stattdessen ist Musik der Katalysator für die Langeweile, die Inspiration und Grund für jeden Akkord, jede Zeile, jedes Wort auf ihrem Debüt-Album ist.
In keiner Weise langweilig ist das, was am Ende herauskommt. Diese CD hat sich überhaupt nicht gewaschen, sie ist dreckig, kantig, kratzig. Darüber hinaus ist sie infektiös, denn die Band versteht es wie selbstverständlich den Hörer in ihren Bann zu ziehen. Dies liegt vor allen Dingen an der Vielschichtigkeit, mit der hier der Aufstand geprobt wird, denn ‚Telemission’ ist astreiner Rock´n´Roll, der Stilelemente der letzten 30 Jahre in sich trägt: Das Wah-Wah-Pedal wippt im Takt und sorgt für die bluesigen Momente. Beim nächsten Song schon rattert der Bass über die Piste, als hätte man sich die Verstärker-Einstellung bei Lemmy von Motörhead abgeguckt, nur um ein Track später ein trockenes Groove-Monster vom Stapel zu lassen. Unweigerlich werden da Vergleiche zu Queens Of The Stone Age gezogen, was dem Autor dieser Zeilen nicht gefällt, denn die sind langweilig, wohingegen THE DURANGO RIOT nicht davor scheuen, auch Saxophon und Akkordeon in ihre Songs mit einzubauen. Vorgetragen wird das ganze von einer Stimme, die je nach Songsausrichtung nach Ozzy Osbourne („I don´t know you, Stranger“), Bon Scott („Drivers“) oder Iggy Pop („No need for satisfaction“) klingen kann und so ebenfalls zu einer großen aussagekräftigen Bandbreite beiträgt, sodass man moderne Weggefährten wie Mando Diao und Maximo Park locker an die Wand spielt.
Was die Produktion betrifft, ist ‚Telemission’ alles andere als ein mit weißen Laken frisch bezogenes und mit Rosen dekoriertes Bettchen. Das würde auch nicht passen. Alles beginnt mit einem Rauschen, welches aus dem Gehörgang die ganze Spielzeit über nicht weichen soll. Alles ist angezerrt, übersteuert, verzogen. Und so kommt schließlich ein Stück ehrliche Rockmusik heraus, die hoffentlich viele Freunde findet. Im Herbst gehen THE DURANGO RIOT in Deutschland auf Tour. Das sollte man im Hinterkopf halten. Und bis dahin sei den DJs bundesweit in Schuppen mit alternativer Hörkultur empfohlen, den einen oder anderen Song ins Repertoire aufzunehmen. Wenn es nach mir ginge, wären das das bereits erwähnte „I don´t need no satisfaction“ oder „We´ve planted a bomb in your radiostation“. Volle Tanzfläche garantiert. Dabei gilt dann der alte Spruch: kopfnicktst du noch, oder rockst du schon?