Mit ‚Breathing is a reflex‘ legen ‚The Ordinary Me‘ ein durchaus ansehnliches Debüt hin. Es hat zwar seit der Bandgründung im Jahr 2002 ein wenig gedauert, den eigenen Style zu finden, aber in den Kinderschuhen steckend waren ‚The Ordinary Me’ nichts weiter als ein Nebenprojekt diverser Musiker aus unterschiedlichen Punkrockformationen. Vorweggenommen: in eine Schublade stecken kann man die Jungs nicht wirklich. Teilweise klingt es nach Emo, dann wieder nach PostHardcore, experimentell, rockig, seicht, abwechlungsreich! Vom Emopunk-Riff bis hin zu Tool-ähnlichen Ansätzen ist da alles zu finden. Ein ganz bunter Salat aus Rockmusik, der durch ein Gitarreneffekt-Dressing wunderbar ergänzt wird.
Fällt es beim ersten Hördurchgang noch etwas schwer, sich auf die Sache einzulassen, so erschließen sich einem mit jedem neuen Durchlauf die Songs Stück für Stück etwas besser.
‚The Ordinary Me‘ beschränken sich nicht auf handelsübliche Songstrukturen oder Riffs. Von brüllendem Gesang in der Strophe wird zur superweichgespühlten Refrain-Stimme gesprungen, aber immer ohne wirklich auf diese Wechsel vorbereitet zu werden. Disharmonische, kratzende Gitarren braten vorweg, und im Anschluss gibt es sphärisch klingende Töne. Songstrukturen, die so eher ungewöhnlich sind und bei denen auch der ein oder andere sicherlich Schwierigkeiten kriegen könnte, einen Zugang dazu zu entwickeln.
Insgesamt fällt das Album eher ruhig im Klang aus, wenn ‚The Ordinary Me‘ aber mal aufs Gas treten oder alternativ halt auch langsam auf die Zwölf verteilen, dann machen sie es richtig! Gerade durch die häufigen Ruhepausen in den Songs kriegen die Parts, wo es zur Sache geht, nochmals eine Extraportion Schub und Schwung und wirken umso gewaltiger. Beste Beispiele hierfür sind der gebrüllte Abspann aus ‚Monuments to sand’ und der darauf folgende explosiv wirkende Start on ‚El Maquinista’.
Das Artwork der CD ist sehr gut in „Unterwasseroptik“ gelungen, passend zum Albumtitel ‚Breathing is a reflex‘ zeigt das Bild einen Taucher mit abgerissenem Atemluft-Schlauch, und auch der Rest des Layouts ist in blauem Tiefsee-Flair gehalten. Schickschick.
Klanglich ist das Album abgesehen davon, dass es leicht höhenlastig ist, sehr gut gelungen. Kraftvolle Produktion, guter Mix, und auch die eher aus dem Rahmen fallenden Gitarreneffekte werden gut in den Gesamtklang eingebettet, ohne störend zu wirken.
In ihren musikalischen Gefilden sind ‚The Ordinary Me‘ eine beachtliche Band. Die Breite, über die sich ihre Variabilität im Sound erstreckt, ist fast erschreckend, aber genau darin liegt halt auch die Gefahr, die eigene Musik für viele Leute zu kompliziert erscheinen zu lassen. Ob ‚Breathing is a reflex‘ massenkompatibel ist, lasse ich mal dahingestellt, musikalisch ist es auf jeden Fall ein überdurchschnittlich gutes Album. Einen ersten Eindruck vermitteln die Songs ‚The swarm’ sowie ‚Evacuate’ auf der sehr hübsch gestalteten Myspace-Seite der Band, bis man ab Freitag das Album auch käuflich erwerben kann.