Beiträge zur Ska-Akte landen bei meinem guten Freund Matze gerne auf dem Stapel mit der Aufschrift „Da kann Carsten was zu schreiben und ich komme drum herum.“ Des einen Leid ist des anderen Freud. Zu meinem Glück schreibt er dann die Beiträge zu musikalischen Orgasmen, die ich noch nicht einmal meinen schlimmsten Feinden antun würde. In der modernen Welt nennt man so etwas zielgerichtete Arbeitsteilung.
Nun will es der Zufall und auch meine derzeitige Stresssituation, dass ich gleich zwei Alben dieses Genres zum Rezensieren auf meinem Schreibtisch liegen habe. Was bietet sich da an? Natürlich! Ein Vergleich. Warum? Um der Frage nachzugehen, ob alle Ska-Bands abseits von Offbeat- und Bläsereinsätzen gleich sind. Arbeitshypothese: Jein! Quod erat demonstrandum!
Herkunft: THE SLAPSTICKERS kommen aus Bonn, haben 12 Jahre Bandhistorie auf dem Buckel und schmeißen mit „Rocket“ ihr fünftes Studioalbum auf den Markt. STREETLIGHT MANIFESTO aus New Jersey hingegen gibt es erst seit 2002 und beheimatet ehemalige Mitglieder von CATCH 22 und ONE COOL GUY. „Somewhere In Between“ ist ihr drittes Output, welches wie die Vorgänger bei „Victory“ erschienen ist.
Namedropping: Beide Bands haben mit Szenegrößen auf der Bühne gestanden, seien es THE TOASTERS, LESS THAN JAKE, MADNESS, VOODOO GLOW SKULLS, THE BUSTERS, SKATALITES und so weiter und so fort. Spricht für die Qualität beider Combos.
Instrumentierung: Bleiben STREETLIGHJT MANIFESTO der klassischen Besetzung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Trompete, Posaune und Saxophon treu, so bauen THE SLAPSTICKERS zusätzlich Hammond-Orgel und sogar Streicher mit ein. Das bietet natürlich die Möglichkeit eines breiteren Songarrangements.
Partylaune: Zugegeben, Ska ist nichts für Grummelköppe. Die Musik verbreitet gute Laune, setzt aber auch die Bereitschaft voraus, dass man gute Laune haben möchte. Und Ska möchte, dass man sich bewegt. Insofern ist das Umschak-Umschak der bestmögliche Soundtrack für die Therapie bewegungslahmer Sesselfurzer. Beide Kapellen haben hier ihre starken Momente, wobei mich STREETLIGHT MANIFESTO an dieser Stelle eher überzeugen, da sie geradliniger sind, schneller und der Rock-Faktor in ihren Songs stärker zum Ausdruck kommt. Neben den cleanen Offbeats wird bei der amerikanischen Variante öfter der Schalter zur Verzerrung der Gitarre gedrückt und auch der Gesang hat mehr Rotz-Anteile als beim deutschen Bruder im Geiste. THE SLAPSTICKERS hingegen sind zwar etwas verhaltener, legen aber viel Wert auf punktgenaue Arrangements, saubere Intonationen und haben mit „Love Is A Shield“ von CAMOUFLAGE einen grandiosen Cover-Song im Repertoire, dem das Ska-Kostüm sehr gut steht. Darüber hinaus haben sie die bedeutend schöner aufgemachte CD von beiden Bands.
Fazit: Hier gibt es jetzt kein „besser“ oder „schlechter“. Beide Scheiben wissen in ihrer Sparte zu überzeugen. Ska-Hasser wird allerdings nichts geboten, was sie vom Saulus zum Paulus werden lassen würde. Fans der fröhlichen Sommermusik werden sich jedoch auch im Winter warme Gedanken machen können. Hierfür gibt es zwei Scheiben, die NICHT identisch klingen. Und das war ja zu beweisen.