The Traditionals – Generation Of Today

Seien wir ehrlich. Von einer Band, die sich TRADITIONALS nennt, erwartet man keine Reformen eines Genres oder irgendwelche musikalische Kapriolen. Und wenn man sich dazu auch noch das Albumcover mit den Bierkrügen anschaut, sagt man sich schnell: Du musst jetzt ganz stark und tapfer sein, hier kommt einmal wieder eine Oi!-Streetpunk-Platte. Die DROPKICK MURPHYS machen es schließlich vor. Ist gerade ja echt wieder in Mode. Da geht es um das Abhängen im Pub nach Feierabend und das Herumziehen mit den Kumpels durch die Straßen am Wochenende, um politische und wirtschaftliche Probleme der Arbeiterklasse (man, steht sogar klein auf dem Cover) und um typische Alltagsfrustrationen.
Und wie stellt man sich die Menschen hinter der Musik vor? Klar; irgendwie wie eine Mischung aus sonnenverbranntem englischem Touristen auf Malle mit dem Three-Lions-Shirt (tja, was meine ich wohl?) und einem kurz rasierten, schlecht tätowierten Kneipentypen mit Bierbauch und einem Pint Guiness in der Hand. Und soll ich euch etwas sagen? Eins zu Null für das klischeehafte Denken eines Mitteleuropäers aus einem Beamtenhaushalt, allein mit der Einschränkung, dass THE TRADITIONALS – 1997 gegründet – aus der amerikanischen Stahlstadt Pittsburgh und nicht etwa aus dem englischen Norden kommen, was aber im Prinzip das Gleiche ist.
„Generation Of Today“ ist die vierte Platte der Traditionalisten. Der musikalische Beginn „Propaganda Games“ lässt hoffen, denn erinnert das Anfangsriff und die Sologitarre doch zu 99% an „I Want To Conquer The World“ von BAD RELIGIONs genialem Opus „No Control“ aus dem Jahre 1989. Spätestens beim Einsetzen von Sänger Rob Faulkner mit seiner unmelodischen Hardcore-Stimme jedoch wird klar, dass man von weiteren Vergleichen in dieser Richtung Abstand nehmen muss. Der Rest ist schnell erzählt. Ohne großes Brimbamborium hauen THE TRADITIONALS hier 15 laute und recht schnelle Kracher raus, die eher im Hardcore als im Punk anzusiedeln sind, darunter das gelungene „Running Riot“ der einflussreichen COCK SPARRER. Rotzig und druckvoll reiht sich ein Song an den anderen, ab und zu gibt es die obligatorischen Gang-Vocals im Hintergrund, einzelne Rock´n´Roll-Licks lockern das Schrammeln der Gitarren auf und dann ist das Ganze nach vierzig Minuten auch schon abgefrühstückt. Schade, irgendwie bleibt kein Riff, keine Melodie auf Anhieb hängen. Das ändert sich auch beim zweiten Hören kaum („We Had A Deal“ und „Protection“ sind hier als Ausnahme zu nennen). Der Grund hierfür erscheint offensichtlich: Wenn ich mir schon mit einem leckeren Guiness in der Hand THE TRADITIONALS anhöre, dann will ich auch etwas zum Mitsingen, ja zum Mitgrölen haben. Dieses Bedürfnis wird allerdings nur rudimentär befriedigt. Sicher, zum Pogen eignen sich die Songs allemal, nur kann ich dazu eben kein Guiness trinken. Und dabei wollen die fünf Herren aus dem Pub – wenn ich dem Cover Glauben schenken darf – doch mit mir anstoßen. Wie gesagt, schade.
Abgesehen davon sicherlich ein solides Szene-Output, welches natürlich kein Klischee, sondern vielmehr ein Original darstellt, jedoch mit den oben genannten Limitierungen kämpfen muss.

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