To Resist Fatality – Ianus

Meine (Carsten) Erfahrungen mit TO RESIST FATALITY sind vielfältig und reichen zurück in meine Göttinger Studienzeit. Ich erinnere mich an das erste gemeinsame Konzert im hoffnungslos überfüllten Café Kreuzberg in GÖ 2001, fünf zufällige Besucher in EF, endlos erscheinende Autobahnfahrten nach MG und IZ mit Ärschen an der Fensterscheibe, für die Rückfahrt geplünderte Kühlschränke aus Backstage-Räumen, zähe Spritkosten-Bettelei in LEV, gemeinsame Label-Arbeit bei BURNING PARADISE. Man gehörte einfach zusammen, war einfach eine Familie, hatte einfach eine tolle gemeinsame Zeit. Es ist schade, dass all das in dieser Form nicht mehr (wieder?) existiert. Grund ist kein Streit, wohl aber der Umstand, dass aus der deutschsprachigen Melody-Punk-Band SMOKY JOE – die neben aller sozialpolitischen Intention auch vor den einen oder anderen Albernheiten nicht Halt machte – die melodischen Death-Metaller von TO RESIST FATALITY wurden. Und da ich hiervon überhaupt keine Ahnung habe, obwohl ich die epische Größe erahnen kann, gebe ich doch an meinen kompetenten Freund Matze ab.
Nach so viel Kompetenzbekundungen wird hier jetzt vielleicht erwartet, dass ich (Matze) sofort ans Eingemachte gehen würde… Aber so einfach mache ich das jetzt nicht, indem ich die Sachkompetenz rauskrame und völlig gefühlskalt über TO RESIST FATALITY schreibe. Zunächst muss ich erklären, dass ich es mir nicht leicht gemacht habe, zu entscheiden, ob ich hier von einer phänomenalen Demo-CD berichte oder nicht. Ich habe mich dagegen entschieden.
Macht sich jetzt Entsetzen breit? Ich hoffe nicht, denn die Begründung liegt darin, dass dies sicherlich nicht der Motivation und dem Anspruch der Göttinger gerecht werden würde, auch wenn der Beurteilungswechsel von Demo zu voll konkurrenzfähigem Produkt natürlich die Messlatte höher setzt. Ich werde daher mein Urteil ein wenig splitten (wie passend in diesem Online-Magazin).
Gehen wir also zunächst mal auf die musikalischen Aspekte ein: TO RESIST FATALITY haben in jedem Bereich ihre Hausaufgaben gemacht. Spieltechnisch sowie vom Songwriting her ist es eine wahre Freude, sich durch die Songs zu zappen und immer wieder etwas neues zu entdecken, was mal überraschend, mal ganz traditionell, dann wieder modern oder gar genrefremd wirkt. Gerade die regelmäßig verwendeten Cleangesänge lockern die Strukturen ungemein auf und verleihen den Tracks eine zusätzliche Portion Tiefe. Die kehlig geschrienen Grunts sind trotz ihrer Intensität extrem gut verständlich. Ein wenig erinnert mich der Gesang an frühere Anathema-Sachen gepaart mit At The Gates. Klasse, denn dadurch hat die Band einen gut wiederzuerkennenden Frontmann, der allerdings auch gerne mal ein wenig mehr Variabilität in sein Geschrei bringen könnte.
Das Drumming ist präzise und besticht durch immer mal wieder verwendete Blastbeats, die auch mal mutig über untypisches Riffing gepackt werden. Die Saitenfraktion ist durchweg schnell und tight. Diese Geschwindigkeit wussten sie selbst schon als Melody-Punk-Band gekonnt einzusetzen, auch wenn zu damaliger Zeit die Präzision oftmals einem neuen Temporekord zum Opfer fiel. Aber das hat sich gewandelt.
Was die Produktion der Scheibe betrifft, muss man leider ein paar Abstriche machen. Wäre die CD als Demo angekündigt, würde ich nun nur mit Bestnoten um mich werfen, aber wie schon gesagt: den Status „Demo“ möchte ich dieser Scheibe keinesfalls aufdrücken. So bleibt zu vermerken, dass der Gesang etwas zu weit im Vordergrund steht, die Gitarren in bestimmten Passagen im Gesamtklang ein wenig untergehen, dafür aber an anderer Stelle wieder etwas zu stark bollern. Der Bass hat eine eher eigentümliche Klangeinstellung, die aber ansonsten nicht weiter stört. So, wie diese Scheibe abgemischt ist, kann man sie sich gut anhören (nicht dass hier jemand denkt, das wäre ein schlechter Sound, auf gar keinen Fall), aber wenn ich mir andere Produktionen in dem Bereich anhöre, so muss man doch ehrlich zugeben, dass da dann auch gleich ganz andere Beträge und Möglichkeiten im Spiel sind, denn die musikalische direkte Konkurrenz von TO RESIST FATALITY spielt auf Major Label-Niveau! ‚Ianus’ ist ein genialer Deathmetal-Brocken, dem ich eine bessere Produktion und damit einen fetteren Sound gewünscht hätte… Aber wer weiß, vielleicht gelingt ja doch noch der große Schritt nach vorne und es gibt bald ein Re-Release in noch besserer Qualität!?! Hört euch einfach die mörderisch guten Riffs auf Myspace an und macht euch ein eigenes Bild von dieser immer besser werdenden Band.

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