Wenn eine Band sich freiwillig solch einen Namen gibt, dann kann der Uninformierte erst einmal nur mit dem Kopf schütteln, erwartet jedoch von der Kapelle rotzigen Rock´n´Roll mit böser Attitüde. Betrachtet man dann jedoch das rückwärtige Bandfoto, auf dem vier tätowierte, schwarzweiß bekleidete, teilweise Schlips tragende und Kajalstift benutzende Mitzwanziger abgebildet sind, dann denkt man: „Och no, Emo!“ Streut man dann in Gedanken noch eine Prise melodiebetonten Punkrock oben drüber, kommt man dem musikalischen Gemisch der vier Franzosen sehr nahe und kann schon nach den ersten Höreindrücken sagen: „Doch, gefällt!“
Alles beginnt 2002, als Gitarrist Revlon, seines Zeichens Liebhaber von skandinavischem Retro- und amerikanischem Glam-Rock, durch die Bars und Nachtlokale der französischen Hauptstadt tingelt, um Mitstreiter für Frankreichs erste Sleaze-Punk-Band zu finden. Was auch immer man sich hinter diesem Begriff vorstellen mag, das Ergebnis ist anders als erwartet und dürfte Anhängern von Bands wie ANTI-FLAG, TURBONEGRO und MILLENCOLIN ebenso gefallen wie denen von BACKYARD BABIES, MY CHEMICAL ROMANCE oder AIDEN.
Mit einem Gespür für Dynamik und Melodie, einem bewussten Verzicht auf unnötiges Gefrickel oder gar eines Wechselsanges zwischen Clean- und Screamvocals feuern die Pussies auf ihrem vierten Album (was sollte der Albumtitel auch anderes aussagen) 12 explosive Geschosse ab, die zwar so schon einmal wahrgenommen worden sind, jedoch aufgrund ihrer Eingängigkeit immer wieder gerne in wiederkehrender Interpretation aufgenommen werden. Alles in allem also ein Album, das gefällt, wenn auch nicht begeistert. Inwieweit es die Franzosen in ihrer Entwicklung nach vorne bringt, wird erst aus der Retroperspektive zu beurteilen sein; vielleicht, wenn Number 5 erscheint.