Schwarzes Cover mit schwarzer Schrift. Schickt mir hier jemand mit 17 Jahren Verspätung das schwarze Album einer namhaften Metal-Band? Nee, doch nicht. Es sind UNITED NATIONS aus dem Hause Eyeball. Aber Moment. Sind die Farben der UNO nicht Weiß und Blau? Nein, ab sofort gibt es nur noch Schwarz, schwarz wie Darth Vader.
Die Vereinten Nationen, jene Nachfolgeorganisation des Völkerbundes, gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg, um jede kriegerische Auseinandersetzung diplomatisch zu verhindern, ist unlängst eher als plärrender Kindergarten bekannt als als harmonische Diskussionsrunde. Da wurde auch schon einmal vom sowjetischen Oberguru Nikiti Chruschtschow mit dem Schuh auf das Rednerpult geschlagen und das Wort „Veto“ ist wohl das meistbenutzte. Und gegen das, was UNITED NATIONS hier verzapfen, muss ich nun auch Einspruch einlegen.
Obwohl aus Vertragsgründen die Bandmitglieder nicht genannt werden dürfen (daher wohl die Reagan-Masken auf dem Bandfoto), kursiert doch das Gerücht, hinter UN verbergen sich unter anderem Daryl Palumbo (GLASSJAW, HEAD AUTOMATICA) und Geoff Rickly (THURSDAY). Nach der Aufklärung des ersten Missverständnisses wandert die CD voller Vorfreude in mein Autoradio. Das Label Eyeball steht für Qualität in Sachen Indie, Songwriter und Emo. Gleich erklingen die süßesten Melodien, die so richtig schön zum Heulen einladen. Doch nach den ersten Takten spuckt mein Player die Scheibe wieder aus. Hm. Nur Rauschen. Ist die CD kaputt?? Mitnichten. Denn die Musik kann man getrost als Screamo-Grindcore bezeichnen. Und so schlimm hört sich das auch an. Höllenqualen für die Ohren. Dezent aufkommende Hoffnungsschimmer, heißt Melodie, werden augenblicklich zerstört. Der perfekte Soundtrack für die Bilder Hieronymus Boschs.
Stellt sich also die Frage, zu welchen Gelegenheiten man die Platte auflegen kann? Erstes Rendezvous, Kindergeburtstag, zur Terrorisierung der Nachbarn? Jawollja. Letztes passt wohl am ehesten. Oder noch besser: Ab sofort werden sämtliche UN-Truppen mit dieser Scheibe ausgestattet und fahren damit durch die Krisengebiete der Welt. Die Konfliktparteien werden sich innerhalb einer Minute versöhnen, wenn man ihnen nur verspricht, diesen Krach dann abzustellen. Möge die dunkle Seite der Macht mit euch sein.
Eine Woche später. OK, das Debüt von UN beinhaltet bei genauerem Hinhören auch solche Stellen, die einen aufhorchen lassen und ihnen komplexe und intelligente Songstrukturen attestieren. Am Gesamteindruck ändert das jedoch wenig. Die Scheibe bleibt musikalische Kleinkunst für Menschen mit masochistischen Bedürfnissen, die ich (derzeit) nicht besitze. Aber wer weiß, wofür man es einmal gebrauchen kann?