Seit ziemlich langer Zeit hat mich kein Album so dermaßen gelangweilt wie VELVETSEAL mit ‚Lend Me Your Wings’. Versprochen wird vieles im Klappentext, man schmeißt mit Vergleichsnamen wie Within Temptation, After Forever und Delain um sich, macht aber von vornherein klar, dass man selbst härter und düsterer sei. Die Spannung steigt, die CD verschwindet im Laufwerk, Ohren auf, und ab geht’s.
Die erste Enttäuschung erfahren wir in Sachen Klangqualität. Wer mit solchen Referenzwerten um sich wirft, muss sich natürlich auch daran messen, und da zieht das ungarische Quartett eindeutig den Kürzeren. Wo man Schlagzeug, Bass und Gitarren noch eine mittelmäßige Klangstruktur nachsagen kann (wenn auch nicht überragend kraftvoll aufgenommen oder gemastered), bricht mit den programmierten Orchestralparts alles zusammen. Die Soundbibliothek, die man hierfür herangezogen haben muss, dürfte nicht allzu teuer gewesen sein, und das hört man schnell heraus. Zudem hat man das Gefühl, dass hier auf Teufel-komm-raus darauf hingearbeitet wurde, Streicher unterzubringen, ob sie nun ins Gesamtbild passen oder nicht. Harmonisch ist das alles zwar kein Problem, es wirkt aber künstlich und erzwungen.
Gleiches Problem ergibt sich übrigens auch mit dem Gesang. Frontfrau Gabriella hat zwar eine recht gute Stimme (ebenfalls aber auch nicht überragend), diese wird aber in der Regel zweistimmig präsentiert. Wo andere Bands hiermit wahnsinnig stimmige Arrangements zaubern, hat man bei VELVETSEAL eher das Gefühl, dass zwei unterschiedliche Leadvocal-Spuren aufgenommen wurden, um zu testen, welche besser klingen, und hinterher ist vergessen worden, eine davon auszublenden. Die unterschiedlichen Melodielinien ergänzen sich nur selten, die meiste Zeit arbeiten sie eher kontraproduktiv aneinander vorbei.
Das Gitarrenriffing selbst, das die Hauptstruktur der Songs ausmacht, bewegt sich durchgängig in fast schleppenden MidTempo-Bereichen und erinnert viel zu häufig an Lacuna Coil. Auch hier hat man sich also weiß Gott nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Mit ‘Where statues cry’ kommt die obligatorische Heavy-Ballade, die zwar weniger Schmuseanteil enthält, als es beispielsweise Evanescence halten würden, dafür aber auch deutlich weniger aus dem Quark kommt.. Ein leichter Lichtblick folgt noch mit ‘The divine comedy’ und dem Schlusstrack ‚This tragic overture’, bevor das Album dann endgültig vorbei ist.
Wer unbedingt noch eine Orchestral-Metalband mit Frauengesang in seinem Regal stehen haben will, der kann hier gerne zugreifen, aber wirklich dringend benötigen sollte diese Band wohl keiner.