Verse – Aggression

‚Aggression’ ist ein Album, dass mich dazu verleitet zu sagen, dass früher irgendwie doch alles besser war… VERSE winken einmal ganz deutlich in ihre Richtung, um Aufmerksamkeit dafür zu erregen, worum es im Hardcore eigentlich geht, ganz ohne Verkaufszahlen im Hinterkopf zu haben oder in irgendeiner Form radiotauglich zu sein, aber erst recht nicht, irgendwelchen Trends oder Klischees hinterher zu rennen…
Ein Album, das in seiner Reinheit und Klarheit nicht besser sein könnte, das durch emotionale, tief greifende Schreivocals direkt ans Herz geht, wo die Aufrichtigkeit der Gefühle, die in dem Sänger brodeln, geradezu mit den Händen greifbar ist und alle neumodernen Bands mit ihren ultrabrutalen Brülleinlagen im Wechselspiel mit den clean gesungenen Refrains verständnislos angeblickt werden. Melodiöses Geschrei, das aus tiefstem Herzen das widerspiegelt, was durch die Worte nicht ausgedrückt werden kann.
Die Songs verzichten ebenfalls auf alle Schnörkel, die in den letzten fünf Jahren immer mehr Einzug in eine Szene gefunden haben, die ursprünglich eher als Plattform einer Jugendkultur gegolten hat, die mit den sozialen Gegebenheiten ihres Umfeldes nicht zufrieden waren und hier ihrem Unmut Luft machen konnten. Aus der Hardcore-Community, die sich für Menschen-und Tierrechte, für das Entsagen von bestimmten Konsumgütern oder Umweltschutz stark gemacht hat, ist zunehmend eine Musikindustrie geworden. Langer Rede kurzer Sinn: VERSE klingen eher nach der alten Schule und machen den Verkaufszahlenzirkus nicht mit, sondern fühlen sich viel stärker an die Szene gebunden als an musikalischen Erfolg, der sich in abgesetzten Tonträgern messen ließe.
An und für sich ist hiermit auch schon alles gesagt, was es zu diesem Album im Vorfeld zu wissen bedarf, um zu erkennen, welch großartige Leistung hier erbracht wurde. Dass ‚Aggression’ inhaltlich sehr viel zu bieten hat, dürfte nach dieser Einleitung auch klar sein. Mal eindeutig und direkt, mal abstrakt und eher zwischen den Zeilen liegend.
Wer bei so viel szenemäßiger Bewandtnis und der Menge an sozialpolitischer Kritik in den Texten dann auch noch den Elan hat, mit einem geübten HiFi-Ohr an die Scheibe heranzugehen, der wird feststellen, dass das Album durchaus klangliche Qualitäten hat. Knackig und kernig in der Gitarren- und Bass-Sektion, ein kräftiges, natürlich klingendes Schlagzeug, und, wie eingangs schon erwähnt, heftig geschriene Vocals, die dabei aber immer irgendwie eine ganz eigenständige Melodie erzeugen. Seit langer Zeit mal wieder ein Hardcore-Album, das keine weiteren Unterschubladen benötigt, um sich abzusetzen! Dauerhaft rockende, moshende Gitarrenriffs, die immer auch das nötige Feingefühl für die richtige Melodie am rechten Platz haben. This is hardcore!

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