Meine letzte offizielle Begegnung mit VOODOO GLOW SKULLS hatte ich vor ungefähr 12 Jahren, als ich mir deren zweites Release „Firme“, das erste damals für „Epitaph“, zulegte. Von einigen Sampler-Beiträgen auf der „Punk-O-Rama“-Reihe abgesehen, die schnell weitergedrückt wurden, ist dies hier sozusagen ein Wiedersehen nach langer Zeit. Härter sind sie geworden. Jedoch stellt der Autor dieser Zeilen nach wenigen Minuten fest, dass er mit seinem Gegenüber –den drei Casillas-Brüdern und ihren Mitstreitern – keine gemeinsame Gesprächsgrundlage mehr hat.
In jenen goldenen Punkrock-Jahren brauchte man nur auf der Rückseite der CD nachgucken; wenn „Epitaph“ oder „Fat Wreck“ draufstand, konnte man getrost seine 30 Mark auf den Ladentisch legen und bekam gut 40 Minuten hochwertige Szene-Musik geboten. VGS galten damals als etwas Besonderes: Schneller Punkrock gepaart mit Ska-Elementen und dem Einsatz von Saxophon und Trompete. Daran hat sich bis zum jetzt vorliegendem achten Album „Southern California Street Music“, der mittlerweile schon dritte Beitrag für „Victory“, nichts verändert. Doch zugegeben; im Vergleich mit anderen kalifornischen Punkbands, die Mitte der 1990er Jahre die Kids begeisterten, hatte ich VGS schnell als vermeidbaren Fehlkauf abgetan. Gründe dafür gab es mehrere, und auch heute sind es die gleichen. Zu uninspiriert die Songs. Klar, man muss Ska schon mögen, aber was Bands wie THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES, LESS THAN JAKE oder meine alltime favourites RANCID locker aus den Hüften schütteln, wirkt bei VGS hektisch, verkrampft, ja unsicher. Großartige Melodien, zu denen man mit einem Bierchen in der Hand mitschunkeln möchte? Fehlanzeige! Songstrukturen, die auf einen Chorus hinarbeiten, der sich ins Gehirn fräst? Wo bitte sind wir denn hier, natürlich nicht! Ein Sänger, dessen Stimme einen hohen Wiedererkennungswert besitzt? Ja, auf jeden Fall! Jedoch im negativen Sinne, denn Frank Casillas ist das größte musikalische Ärgernis der Band. Mit seiner sonoren Stimme zertrampelt er das letzte aufkeimende Blümchen interessanter Ansätze. Mehr sprechend als singend könnte man ihn zusammen mit der Größe seiner Stimmintervalle unter den Teppich kehren, ohne diesen vorher angehoben zu haben.
„Southern California…“ reiht einen nichts sagenden Song an den anderen und plötzlich ist der Spuk vorbei und die CD zu Ende. Ab ins Archiv, gleich neben „Firme“. Das alles klingt jetzt wahrscheinlich schlimmer als es in Wirklichkeit ist. Wer mehr als eine Million Tonträger verkauft hat, besitzt durchaus seine Existenzberechtigung, die ich VGS auch nie abgesprochen haben möchte. Besonders die Latino-Gemeinde in Kalifornien wird sich über das neue Album freuen. Ich jedoch werde mit dem Voodooglühschädel nicht warm. Daran hat auch das unverhoffte Wiedersehen nach über einer Dekade nichts verändert. Das soll natürlich den emanzipierten Musikhörer nicht davon abhalten, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Von einem Blindkauf sei jedoch nach eigener Erfahrung abgeraten.