W.a.s.p. – Dominator

Der Unkundige mag sich vom Cover etwas täuschen lassen, denn was es hier zu hören gibt, ist ein lupenreines klassisches Metal/Hardrock-Album. Nein, W.A.S.P. sind keine Band, die eine Renaissance der 80er Jahre einleiten wollen, sie sind ein Original dieses Jahrzehnt und seiner Musikgeschichte! Und so hat man mit allem gespielt, was irgendwie Metal war: SLAYER und METALLICA waren lediglich Vorbands, ebenso ANTHRAX und ACCEPT, selbst supportete man IRON MAIDEN, BLACK SABBATH und KISS. Soviel zum name-dropping.
Ob der Bandname nun einfach nur „Wespe“ bedeutet oder aber „White Anglo Saxon Protestant“, vielleicht auch „We Are Satan´s People“, darüber gibt die Band keine Auskunft und bleibt daher Gegenstand von Spekulationen. Jedoch beweist es, dass der Band von Anfang an ein gewisser Hang zur Provokation zu Eigen war. Auf den Live-Shows wurden Menschen gefoltert, Jungfrauen geopfert, Tiere geschlachtet und Kunstblut in Massen verspritzt. (Und wer hat´s erfunden…klar, ALICE COOPER.) Logisch, dass die prüde amerikanische Gesellschaft darauf pikiert reagierte und so einige Songs und Plattencover der Band auf dem Index landeten. Wobei der Ausdruck „Band“ übertrieben ist, denn für den Markennamen W.A.S.P. zeichnet sich eigentlich nur Mastermind Blackie Lawless – der Kerl ist über 50 – verantwortlich, der mit stetig wechselnden Musikern mit „Dominator“ das 13. Studio-Album eingespielt hat.
Musikalisch dominierend ist Blackie Lawless´ Rockröhre, die einen extrem hohen Wiedererkennungswert besitzt und in den melodischen Strophen sowie hymnenhaften Chören ihre ganze epische Rock-Größe ausbreiten kann, sei es in dem Kopfnicker „Take me up“, im fast schon pogolastigen „The burning man“ oder in der über sieben Minuten dauernden obligatorischen Power-Ballade „Heaven´s hung in black“. Letztgenannter Song geht auf ein Zitat Abraham Lincolns zurück, als er die Nachricht von den Verlusten auf beiden Seiten nach der Schlacht von Gettysburg im Amerikanischen Bürgerkrieg erfuhr. Auf den Irak-Krieg projiziert, wird hier die Geschichte eines gefallenen amerikanischen Soldaten erzählt, der am Himmelstor von Petrus abgewiesen wird, da dieser keine Flügel mehr habe und überhaupt schon viel zu viele Soldaten im Himmel seien. Damit wären wir schon bei der inhaltlichen Aussage von „Dominator“. Hier wird eindeutig gegen die derzeitige amerikanische Politik – das Versagen im Irak und auch das nach der Katastrophe in New Orleans – Stellung genommen. Dabei gehen W.A.S.P. über die zum guten Ton gehörende Bush-Schelte hinaus. Demokratisierung bedeute im Falle des Irak gleichzeitig die Vorbereitung zur Kapitalisierung, damit das Land von Firmen wie Halliburton ausgebeutet werden könne und die USA würden ihre Macht missbrauchen, um andere Länder zu manipulieren, zu indoktrinieren, ja zu dominieren. (sic!) Tja, ganz schön aussagekräftig für eine Band, die früher einfach nur mit ihrer Bühnen-Performance schocken und provozieren wollte, was?
Abgesehen davon ist „Dominator“ wie oben erwähnt ein klassisches Metal-Album, ein Original von einem Original, das weder antiquiert oder konservativ daherkommt, sondern vielmehr frisch und authentisch wirkt und nicht nur von Altrockern ab 35 Jahren aufwärts gehört werden sollte.

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