Winston & George / We Once Loved – New Kids On The Block

Fangen wir einfach an: definitiv grober Punktabzug für Covergestaltung und Farbwahl. Das ist aber nicht das Einzige, was man bei dieser Scheibe ganz klar als Abstrafung zu benennen hat. Bei Split-CD´s stellt sich immer die Frage, warum man sich mit einer anderen Band zusammentut, um eine CD auf den Markt zu schmeißen. Oftmals haben Freundschaften damit zu tun, selten sind es auch die anstehenden Produktionskosten (wobei der teuerste Part mittlerweile eigentlich die Aufnahme an sich ist), manchmal auch die zusätzlichen Distributionskanäle. Bei dieser Split-CD stellt sich aber eine ganz andere Frage: was haben sich WE ONCE LOVED dabei gedacht, ihre in sich recht coole EP durch den Beitrag von WINSTON & GEORGE verhunzen zu lassen?
Das Urteil mag hart klingen, entspricht aber einhundertprozentig dem Hörerlebnis, das sich dem Publikum bietet. Instrumental ist WINSTON & GEORGE durchaus eine veritable Oldschool-Band, die regelmäßig mit inzwischen auch schon fast altbackenen Newschool-Elementen aufwarten. Als Referenz wird in der Split-CD-Info der Name Snapcase genannt. Stimmt wohl, aber die Parallelen sind im Riffing teilweise schon fast zu dicht beisammen, dass man von Nahezu-Plagiaten sprechen könnte. Die Aufnahme und Produktion ist recht rau und kraftvoll. Ob das eine professionelle Demo-Aufnahme oder eine eher mittelmäßige Studiogeschichte sein soll, ist nicht ganz klar, aber man kann sich das Ergebnis durchaus anhören… Wäre da nicht dieser unerträgliche, nervenaufreibende Quikgesang, der weder Melodie noch Kraft kennt. Wie die Hardcore-Variante von Muppets´ Bieker quitscht er sich durch die sechs Songs ihres Beitrags und macht damit alles zunichte, was seine Bandkollegen kompositorisch aufgebaut haben. Die Erwartungen nach den ersten sechs Songs liegen am Boden, da legen dann WE ONCE LOVED los.
Die Aufnahme ist ebenfalls irgendwo zwischen Demo und anständigem Studio einzuordnen, alles übersteuert ein wenig, aber wir sind im Verlauf des Intros dann doch schon etwas gnädiger gestimmt. Kein Gesang, der was versauen könnte, und auch die Melodielinien sind deutlich angenehmer, da untypischer, als es WINSTON & GEORGE geschafft haben.
Dann bricht mit ‚My Time’ ein Song los, der irgendwo zwischen Bridge to solace & NOFX liegt. Newschool mit Punkrock-Anteilen. Der Gesang haut mich zwar auch hier nicht wirklich um, klingt aber härter, direkter, und vor allem ehrlich! Hier schreit sich jemand seine Gefühle aus dem Leib. So muss das sein, wenn man diese Art von Musik machen will, nicht irgendein gekünsteltes „Iiiitsch, Iiitsch, Iiiitsch“. Bei ‚You tried to break us’ setzt im Refrain plötzlich im Hintergrund eine leichte Gesangsmelodie ein, und es ist um mich geschehen!
Selten hat eine Split-CD so deutlich das Wort SPLIT unterstrichen wie diese. Für ‚New Kids On The Block’ bekommen die Bands in Schulnoten ein „befriedigend“, es dürfte aber klar sein, wer hier die Punkte für dieses Urteil gesammelt hat. Fragt doch mal nach, ob man das Album auch als WOL-EP erhalten kann, das spart 6x vorskippen…

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