Zaunpfahl – Musik

Zugegeben: Zaunpfahl sind für mich ein völlig unbeschriebenes Blatt, obwohl das Album MUSIK immerhin schon ihr fünftes ist. Das Trio aus Mecklenburg spielt lupenreinen Deutschpunk. Selbst sehen sie sich irgendwo zwischen Dritte Wahl, Toten Hosen und den Ärzten, womit das wesentliche über die Musik eigentlich schon gesagt ist: das Songwriting ist etwa so spannend wie bei ersterem, der Sänger klingt stellenweise nahezu wie Campinos Zwillingsbruder, und die Texte versuchen an vielen Stellen, genauso witzig zu wirken wie Ärzte-Songs. Leider gelingt ihnen letzteres nicht auf einem so hohen Niveau, und ob die ersten beiden Punkte erstrebenswert sind, lasse ich mal dahingestellt.Was mich an Musik überrascht, ist vielmehr das Drumherum, welches für eine Punk-CD doch weit jenseits des Standards liegt: Schickes Digi-Pack, satte 16 Songs, Media-Part auf der CD mit Videos, 12-seitiges Booklet mit allen Texten! Da bleiben eigentlich keine Wünsche offen.
Auch die Aufnahme befindet sich für Deutsch-Punk (wohlgemerkt Punk, nicht Punkrock!!!) auf einem erstaunlich hohem Niveau. Auch günstige Aufnahmen müssen im Zeitalter der PC-technologie nicht billig klingen (wobei hiermit nicht gesagt sein soll, dass es sich definitiv um eine low-budget-Aufnahme handeln muss).Positiv ist die Abwechslung, die den Songs innewohnt. Schnelle Punk-Nummern, straighte Stampf-Songs, Gute-Laune-Party-Musik bis hin zu eher nachdenklichen Stücken. Wirklich Stimmungen vermögen die Songs an sich zwar nicht verbreiten, aber durch eine gute textliche Untermalung fügt sich das ganze zu einem stimmigen Bild zusammen. Leider sind die Texte zum Teil zu sehr auf „Reim dich oder ich fress dich“ getrimmt (z.B.: Ich trete ungern in Nägel, auch Scherben schmerzen sehr, und komm ich dann nach Hause, ist der Kühlschrank leer), was das Niveau der Songs entsprechend nach unten zieht, aber es gibt auch Songs, wo dieses System gut aufgeht. Anspieltipps sind der punkige Opener „Das Rad erfinden wir nicht neu“ (Name ist Programm), das nachdenkliche „Warum“ sowie die ulkig gelungene Nummer „Vor Ort“.Für Deutschpunk-Fans sicher ein schickes Album, für Fans sowieso, und alle anderen können ruhig ein Ohr riskieren, denn Zaunpfahl sind mehr als nur eine Deutschpunk-Band!

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