JUPITER JONES beginnen ihr drittes Album mit einem der besten Songs, den sie je geschrieben haben. Und darin versteckt sich eine kleine Textzeile, die mir seit dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf will. Eine Abrechnung mit der Welt. Eine Kampfansage an die Ungerechtigkeit: „Hallo Angst, du Arschloch!“ Und ich habe Angst, dass diese Wut, diese Widerborstigkeit von der Band in Albumlänge nicht aufrechterhalten werden kann.
Nach der an zweiter Stelle platzierten Single „Das Jahr, in dem ich schlief“, auf der endlich Namensgeber Oliver Rohrbeck alias Justus Jonas (deutsch) alias Jupiter Jones (englisch) seine unverkennbaren Stimmqualitäten im gesprochenen Wort zum Besten geben konnte, kommt das Gefühl der Angst vom Anfang zurück. Das Gefühl der Angst, dass die Saarländer ihren unlängst eingeschlagenen Weg weiter beschreiten. Und der führt sie weg vom ruppigen Klang des Debüts „Raum um Raum“, als Vergleiche an der Tagesordnung waren, JUPITER JONES seien eine Mischung aus …BUT ALIVE und HOT WATER MUSIC. Schon das Nachfolgealbum „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich“ schmirgelte ordentlich an den Ecken und Kanten der Band, das nun vorliegende Drittwerk hat darüber hinaus eine Politur bekommen. Die poppigen und balladesken Elemente haben hier deutlich an Masse zugelegt.
Was viele Fans der Anfangstage zurückschreckt und die Nase rümpfen lässt – dazu gehört auch das von der Band entdeckte Faible für akustische Stücke und ganze Auftritte dieser Art –, das ermöglicht der Band den Zugang zu vielen weiteren potentiellen Fans im deutschsprachigen Raum, von Flensburg bis nach Klagenfurt, von Aachen bis nach Görlitz. Und jetzt kommt das, was viele Fans von früher nicht hören wollen: der Weg ist richtig. Mit „Holiday In Catatonia“ etablieren sich JUPITER JONES neben anderen wie MUFF POTTER, TURBOSTAAT, TOMTE und KETTCAR endgültig als eine tragende Kraft deutschsprachiger alternativer Musik, die jenseits von Plattitüden einen sowohl intelligenten als auch emotionalen Weltzugang gefunden haben. Das Endergebnis ist im wahrsten Sinne des Wortes „gut“. Und wenn Kritiker weiterhin behaupten, das Album sei weichgespült, dann kann man denen nur entgegnen: na und? Wenn ich etwas Kratzbürstiges hören möchte, greife ich eben zu SLAYER.
Insofern wird die anfängliche Angst zwar bestätigt, allerdings auch gleichzeitig wieder reduziert und weicht der Freude.