Ihr steht auf brachialen Metalcore? Auf cis gestimmte Gitarren, harte Riffs, den Wechsel zwischen Scream- und Clean-Vocal, schmerzende Moshparts und vertrackte Breaks? Dann lasst die Finger von TEENAGE BOTTLEROCKET. Ihr steht auf einfühlsamen Emo? Herzschmerztraurige Melodien getragen von einem bis an die Selbstaufgabe gehenden Gesang? Vergesst es, TEENAGE BOTTLEROCKET ist etwas für fröhliche Menschen!
TBR, das sind die Zwillingsbrüder Ray und Brandon Carlisle, Kody Templeman (auch Frontman der LILLINGTONS) und Miguel Chen, die wohl aus einem der langweiligsten US-Staaten stammen: Wyoming als frontier-state ist eher für Cowboys und Indianer bekannt als für eine blühende Musikszene. Doch wie das mit der Langeweile so ist: Musizieren ist immer eine Form des Ausbrechens; und so nahm sich das Quartett den Geist von Bands aus dem Mittleren Westen der USA als Inspirationsquelle, etwa ALKALINE TRIO, LAWRENCE ARMS und DILLINGER FOUR, und arbeite fortan an seinem Aufstieg. TBR veröffentlichte mit „Total“ und „Warning Device“ zwei Alben beim Chicagoer Label „Red Scare Industries“ und tourte bereits mit NOFX, THE FALCON und DEAD TO ME, bevor sie nun von „Fat Wreck“ unter Vertrag genommen wurden – und der Gang zu einem der größten und besten unabhängigen Plattenfirmen dürfte den Cowboys bei ihrem Weg nach vorne behilflich sein und den Mitarbeitern von Michael Burkett eine Menge Arbeit bescheren, denn nicht ohne Grund hat „Alternative Press“ das vorliegende Album mit dem Gütesiegel highly anticipated versehen: Es macht einfach Spaß.
Die vier Jungs zwängen sich in ihre Lederjacken, lassen die Gitarren tief hängen, zählen one – two – three – four und starten eine wilde Sommerparty: Die von Mama frisch gewaschenen RAMONES-, MISFITS- und SCREECHING WEASEL-Shirts weisen schnell Bierflecke auf, auf dem Grill brutzeln die Burger, die Mädels sind heute leicht zu überzeugen, der See lädt zum Baden ein und irgendjemand verbreitet ein leicht süßliches Lüftchen. Nunja. Die jugendliche Flaschenrakete zerbricht sich eben nicht den Kopf über große weltpolitische Themen; Titel wie „Skate Or Die“, „Fatso Goes Nutzoid“ und „The Jerk“ sind halt nicht große Dialektik und verharren vielmehr auf dem Niveau einer High School Abschlussklasse beim Multiple-Choice-Test „Das kleine Einmaleins“. Doch gerade die musikalische Unbekümmertheit, mit der hier zu Werke gegangen wird, erfreut, weil diese Funken sprühenden Melodien so einfach, so eingängig, so einprägsam sind, dass man sie einfach lieben muss. Und wer hier keine gute Laune kriegt, der hat wirklich keine Freunde!
Zum Schluss noch eine Frage: Was soll man von einer Band halten, die beim Coverdesign seit der ersten Scheibe lediglich die Farbzusammenstellung und den Titel verändert hat, nicht jedoch das Motiv? „They Came From The Shadows” mit dem Totenkopf und den gekreuzten Raketen ist demnach nach der Gelbschwarzen die Grünschwarze! Andere Antworten bitte unten als Kommentar an mich!