Findus – Sansibar

FINDUS veröffentlichen ihr Debüt und starten bereits mit ordentlichen Vorschusslorbeeren. Attribute wie „das wird ja wohl ein Klassiker, ihr kleinen eierlosen Wichser“ (Jack letten / SMOKE BLOW) oder „endlich wieder eine Band, bei der ich betrunken in der ersten Reihe mit dem Sänger um die Wette grölen will“ (Erik Langer / KETTCAR) verheißen Gutes im Bereich deutschsprachiger Alternativmusik.

Musik mit deutschen Texten war bei mir lange Zeit negativ konnotiert. Dabei handelte es sich meistens um gruselige Schlager, zu debilen Tanzliedern pervertierte NDW-Vertreter, hinterfragbare Deutschrocker oder voll peinliche und Steine schmeißende Deutschpunx. Ärzte und Hosen bildeten eine erträgliche Ausnahme, vielleicht auch noch Fanta 4 und Fettes Brot. Doch dann passierte etwas Ungeahntes. Es tauchten auf einmal überall in der Republik, aber zum Großteil im Norden, Bands am Horizont auf, die es verstanden, alternative bis punkige Musik zu schreiben und diese mit aussagekräftigen Texten zu versehen, etwa MUFF POTTER aus Münster, …BUT ALIVE bzw. KETTCAR und TOMTE aus Hamburg, JUPITER JONES aus dem Saarland, die Flensburger TURBOSTAAT, SPORTFREUNDE STILLER aus München oder die Familienbande MADSEN aus dem Wendland. FINDUS aus dem schönen, aber monotonen Ostholstein, jener Region von Rocko Schamonis „Dorfpunks“, vergrößern die Familie der oben genannten Bands. Angenehm norddeutsch-schnodderig rocken sich die fünf Freunde durch elf eingängige Indiepunk-Stücke, die trotz aller jugendlichen Unbekümmertheit herrlich postbubertär daherkommen und textlich mitten im Alltag stehen.

„Sansibar“ erinnert mich instrumental an alte TOMTE und das MADSEN-Debüt, gesanglich an TURBOSTAAT. Und auch wenn die Produktion etwas mehr Druck hätte vertragen können, so gilt allen Beteiligten meine Anerkennung – neben den Künstlern besonders den Machern von „Delikatess Tonträger“. Denn wer gründet in der heutigen Zeit noch ein Label, um Platten von Freunden zu veröffentlichen? Jaja, Rhetorik! Zum Schluss stelle ich daher nicht die Frage, wo Petterson geblieben ist, oder ob Sansibar als Fluchtpunkt hier der letzte Grund ist, sondern spreche wie die letzten Deppen bei Amazon eine klare Empfehlung aus: Kaufen! Und Ästheten wählen Vinyl! Schön, schön.

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