Morrigu – The niobium sky

Morrigu ist die Kriegs- und Schicksalsgöttin der Kelten. Soviel zur Namenspatronin der der 1999 gegründeten Band aus der Schweiz. „Wir sind […] inspiriert von der Natur und den keltischen Lebensweisen, von der Melancholie vergangener Tage und von der Dummheit der Moderne“, berichten MORRIGU selbst über sich auf ihrer Homepage. Doch wer jetzt kitschigen Rollenspieler-Metal erwartet, wird enttäuscht: MORRIGU stehen musikalisch mit beiden Beinen fest im 21. Jh. Weniger aggressiv und kriegerisch, dafür jedoch könnte es das Schicksal gut mit dem Quintett aus Küsnacht meinen.

Nach zwei EPs und einer LP, die alle in Eigenregie vertrieben wurden, liegt mit „The Niobium Sky“ zehn Jahre nach Bandgründung das erste von einem Label unterstützte Werk der Eidgenossen vor. Die musikalischen Anfänge im klassischen Doom-Death-Metal haben Sevi, Mirko, Viktor, Marcund Merlin mittlerweile hinter sich gelassen und sich einem progressiveren Sound zugewandt. Das Ergebnis kann sich durchaus hören lassen.

Größtenteils im Midtempobereich angesiedelt konservieren MORRIGU dreizehn traurig-düstere, aber immer melodische-bissige Stücke auf CD, bei denen zwar kein Song so richtig als Highlight aus der Masse hervorsticht, die jedoch als Gesamtkunstwerk wunderbar in die derzeit regnerische Herbstzeit passen. MORRIGU verstehen es, nicht nur schwermütige Riffs zu schreiben, sondern diese durch gezielt eingesetzte Keyboard-Klänge zu unterlegen und durch einprägsame Lickings aufzulockern. Hierzu passt der vornehmlich Clean-Gesang wie der sprichwörtliche Arsch auf Eimer. Allein die stellenweise eingebauten Grunts wirken meiner Meinung nach überflüssig, denn MORRIGU haben ihre starken Momente dann, wenn es um Melodie geht…und sie müssen keinem beweisen, dass sie böse Metal-Jungs sind, das wäre Klischeebedienung.

Die Schweizer legen eine ansprechende Interpretation modernen Metals vor, die mit 45 Minuten zeitlich angemessen ausfällt. Die Produktion von Andy Schmidt (DISILLUSION) und der Mix von Tue Madsen (THE HAUNTED, MOONSPELL) bürgen für Qualität und zeigen gerade bei den Gitarren einen gelungenen Drahtseilakt zwischen Druck und Transparenz. Alles in allem ein angenehm modernes und atmosphärisches Metalalbum, das auch Nichtmetallern gefallen könnte, dem es jedoch leider an der großen Extravaganz fehlt. Nichtsdestotrotz schönes Ding.

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