Meine anfängliche Euphorie wechselte schnell zu Enttäuschung. Was bitte haben sich ATREYU bei ‚Congregation of the damned’ gedacht? Mein erster Gedankengang war jedenfalls „super, ein Album, das nach ‚Suicide Notes And Butterfly Kisses’ klingt, allerdings im modernen Soundgewand“. Fand ich mutig, diesen Schritt zurück, doch schnell stellt sich heraus: irgendwas ist da faul.
Zwar sind die Screams ähnlich gelagert wie auf ATREYUs Debüt-Album, den Songs fehlt es jedoch an Biss, was dieses Album ausgemacht hatte. Schon bald merkt man, dass hier ein eher halbgares Produkt abgeliefert wurde: deutlich aggressiverer Gesang als noch auf ‚Lead Sails Paper Anchor’, allerdings erscheinen die Songs irgendwie weichgeklopft. Was man auf dem letzten Album an kreativen Ideen ausgeschüttet hat, die vielen neuen Wege, die man eingeschlagen hatte: alles mehr oder weniger weg. Statt dessen gibt es wieder eine Unmenge an Songs, die ähnlich uninspiriert klingen wie das bei den meisten eher unterdurchschnittlich aufgenommene Werk ‚A Death-Grip On Yesterday’.
Ab und zu scheint ihnen das selbst aufzufallen, denn manche Songs wirken deutlich frischer als der Rest. Meiner Ansicht nach die allergrößte Frechheit ist allerdings „Bleeding is a luxury“, der nicht nur von der Kernaussage her stark an Escape The Fates „Dying is your latest fashion“ erinnert.
In gewisser Weise bleiben sich ATREYU dennoch mit dieser Scheibe treu, denn sie erfinden sich mal wieder neu, wenn auch dieses mal nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Mir wäre im Nachhinein betrachtet lieber gewesen, sie hätten ihr recht experimentelles letztes Album noch ein-zweimal durchgehört und aus diesen Ideen neue Anregungen geschöpft, als wieder ganz von vorne anfangen zu wollen. ‚Congregation of the damned’ wird ihnen jedenfalls weder alte Fans zurückbringen, die von den letzten kommerzielleren Erfolgen abgeschreckt wurden, noch werden sie damit eine neue Zielgruppe erschließen können.
Produktionsseitig gibt es bei dem Album selbstverständlich nichts zu meckern, entsprechend darf man auch getrost zugreifen. Im Vergleich zu vielen anderen Bands haben ATREYU nämlich immer noch die Nase weit vorne, ich hätte mir von ihnen aber mehr erhofft, nein: ich hätte mehr erwartet!