Der deutsche Bandname und der lateinische Albumtitel machen stutzig. Wohin gehen wir? Sind Jena und Berlin Ziel- oder Ausgangspunkte? Was hat es mit den beiden Städten überhaupt auf sich? Wo kommt die Band eigentlich her? Fragen über Fragen…und bei allem Kryptischen gibt es mehr als solide Antworten.
Jena und Berlin sind Zentren der deutschen Romantik, doch diese Referenz scheint hier nicht zu greifen. Vielmehr bedienten sich die fünf Herren aus Philadelphia, PA der Studienorte von Karl Marx. Insofern sind sie also eher Kommunisten, was das Romantische aber nicht zwingend ausschließt. Musikalisch ist die Einordnung für den Hörer einfacher: JENA BERLIN treten in die Fußstapfen von Bands wie FARSIDE, QUICKSAND, TEXAS IS THE REASON und vor allen Dingen HOT WATER MUSIC. Ihre Wurzeln haben sie also im Post-Hardcore der 90er Jahre.
Vorgetragen von der rauen Stimme Jon Loudons und getragen von den beiden Gitarristen Dave Klyman und Jordan Kolenc treten JENA BERLIN eine ambitionierte und passionierte Reise durch elf rockende und meistens im Midtempo-Bereich angesiedelte Stücke an. Melodische und punklastige Passagen werden immer wieder durch verquerte Sequenzen unterbrochen, nur um danach wieder zurück zur Melodie zu finden. Die alles andere als glatte Produktion von Steve Poponi und Dave Downham steht den Songs hervorragend, weil sie zum einen druckvoll ausfällt, zum anderen aber auch die Authentizität der Band unterstreicht.
In dieser Begeisterung kann man „Quo vadimus“ höchstens vorwerfen, dass die Güte der Songs nach dem fulminanten Start ein wenig nachlässt. Mit „Chelsea“, „Instruments“ und „I swear we´re leaving“ befinden sich die meiner Meinung nach besten Stücke eindeutig auf der ersten Seite der LP. Hier wären wir also wieder einmal bei der Frage des Formats, denn neben der CD auf Jumpstart Records haben die Dortmunder Sympathen von Asccard Records uns keine Arschkarte ziehen lassen, sondern geben „Quo vadimus“ ein schickes Äußeres auf herrlichem weißen Vinyl, verpacken es in einen robuste und auch innen farbig bedruckten Karton und legen freundlicherweise sogar noch einen Download-Gutschein, den man dreimal einsetzen kann, dabei. Was für ein Service.
Mit JENA BERLIN reiht sich eine kleine Perle in meine Sammlung. Und wer die zuletzt angepriesenen POLAR BEAR CLUB ebenso gut findet wie ich, der sollte unbedingt einmal das Quintett aus Philadelphia antesten.