Mannomannomann. Wer schnodderige Infozettel schreit, kriegt schnodderige Reviews. Der Name SUPERBUTT ist schon einmal komplett bescheuert. Doch das wissen die fünf Herren selbst. Mutig, sie stehen weiterhin dazu. Respekt. Vielleicht wussten sie es einst nicht besser.
SUPERBUTT kommen aus Ungarn. Ich kenne keine andere Band aus Ungarn. Der IGNITE-Sänger Zolli Téglàs kommt aus Ungarn, zumindest seine Familie. Aber die ist dann wohl vor den einstigen kommunistischen Machthabern geflohen. Ansonsten verkneife ich mir hier Referenzen zu „Paprika“ und „Gulasch“. Da werden die Superärsche sauer. Ich weiß aber auch nicht, welche Sorte von Kritikern so etwas machen sollte. Des Weiteren funktioniert das Wortspiel des hungrigen (H)ungarns im Deutschen nicht so schön wie im Englischen, weshalb ich gar nicht erst versuche, das hier in linguistischen Kapriolen hinzubekommen.
Das Quintett bezeichnet sich selbst als einen Teil der ungarischen Szene; nicht als den besten oder den bekanntesten, wohl aber als einen Teil. Dass sie dennoch in Ungarn den Ruhm von Bravo-Stars genießen und auch in Deutschland immer weiter Fuß fassen können, lassen SUPERBUTT aus Bescheidenheit einfach mal unter den Tisch fallen. Vorwürfen, man biedere sich einem gewissen Amerikanismus an, begegnen sie schnippisch, schließlich habe man das gleiche Recht wie manch eine deutsche, schwedische oder holländische Kapelle. Damit haben sie wirklich Recht: Jeder hat einen Anspruch darauf, an der globalisierten Welt, am Einheitsbrei teilzunehmen, auch die vermeidlichen Drittwelt-Länder östlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Wer zweifelt eigentlich 20 Jahre danach noch daran?
Nachdem nun also sämtliche Klischees entkräftet oder von mir auch aus bestätigt wurden, kommen wir endlich zum Wesentlichen: Musikalisch liefert die tolle Popo-Band eine laute, melodische und stellenweise metallische Portion Rock moderner Couleur ab, die mich eher an DISTURBED als an CLAWFINGER erinnert.
„Warum denn jetzt CLAWFINGER? Die waren doch eh nur eineinhalb Alben lang gut, und die kennt doch eh keiner mehr unter dreißig, Nigger!“ – Moment, Moment. Nur weil du den besten Song der Schweden heranziehst, gibt das dir noch kein Recht, hier ausfallend zu werden! Denn mit den Herren Jocke Skog, Zak Tell und Kumpanen verbindet SUPERBUTT nach gemeinsamen Konzerten eine Männerfreundschaft. Könnte man jedenfalls meinen. Anders wäre es unerklärlich, warum „You and your revolution“ bei „Fear and Loathing“ in Stockholm aufgenommen und Zack Tell darüber hinaus dazu genötigt wurde, beim Opener „Last call“ zu singen.
Soviel also zu SUPERBUTT. Lässt man den ganzen Quatsch, den ich oben geschrieben habe, beiseite, sollte man unbedingt zu der Erkenntnis gelangen, dass es Menschen gibt, die trotz unerwarteter Herkunft und hinterfragbarem Namen astreine Musik fabrizieren, welche gewürdigt werden sollte. „You and your revolution“ ist kein spektakuläres, wohl aber ein mehr als durchschnittlich gutes Rock-Album. Daumen hoch!