Four Letter Lie – A new day

Was erwartet man eigentlich, wenn eine immer noch junge Band ihr Drittwerk veröffentlicht, die einst von Alternative Press zu einer der besten Bands ohne Vertrag erkoren und anschließend von Victory aufgenommen wurde? Dass sie weiterhin so unbekümmert aufspielt wie auf den beiden Vorgängern? Oder dass sie ihre Adoleszenz langsam hinter sich lässt und erwachsen wird? Schwer zu sagen. Beides hat etwas für sich. Im Falle von FOUR LETTER LIE jedenfalls möchte man eines jener typischen Victory-Alben bekommen: Emo-Metalcore mit seinem vorhersehbaren, aber doch so geliebten Wechsel zwischen Melodie und Aggression. Das Ergebnis ist leider ernüchternd.

Ernüchternd, weil man nicht das bekommt, was man möchte. Zwar zeigt sich die Vierbuchstabenlüge immer noch versiert an ihren Instrumenten, kann eine standesgemäße Produktion aufweisen und weiß auch immer noch ordentlich zu rocken. Doch das reicht nicht mehr allein. FOUR LETTER LIE wollen erwachsen werden, wollen sich von ihrem Teenie-Bravo-Emo-Image emanzipieren. Das an sich ist zwar begrüßenswert, doch die gewählte Methodik hinterlässt ratlose Ohren, denn die Band opfert die Clean-Passagen und beschränkt sich weitestgehend auf die raueren Gesangsnuancen. Damit werden zwar die bereits erwähnten unvermeidlichen Erwartungen gebrochen – zuweilen lobenswert –, doch die nun ihrer Melodie beraubten Songs sind nackt, strahlen keinen Charme aus und wissen so nicht einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, weil sie alle gleich klingen. Allein das groovende „My Surrender“ ist nach mehrmaligem Hören dazu fähig zu überzeugen.

Dass der erfolgreiche Weg von FOUR LETTER LIE weitergehen wird, ist nicht zu widerlegen, und die von mir angebrachte Kritik soll dies sicherlich auch nicht verhindern, doch ist mir die eingeschlagene Richtung noch nicht vollkommen klar. Dass das Label hiervon auch keine Ahnung hat, zeigt der Promotext, aus dem ich zur Belustigung einmal ins Deutsche übersetzt zitiere: „FOUR LETTER LIE kombinieren den von Hooks (jaja) getriebenen Rock von RISE AGAINST und THRICE mit der Post-Hardcore-Aggression von UNDEROATH und den Stadionrock-Hymnen von RAGE AGAINST THE MACHINE.“ Um Gottes Willen, was für eine gequirlte Kacke.

Egal. „A new day“ ist ein gutes Album, welches seine Momente hat. Aber es ist nicht der groß angekündigte Wurf, eher der Anlauf zu diesem. Ob der dann weit sein wird, kann erst Album Nummer Vier zeigen.

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