Neue Hörspielserien haben immer etwas Faszinierendes an sich. Wird man mit dem Grundkonzept warm werden? Werden einem die einzelnen Figuren gefallen? Wie machen die Sprecher ihre Sache? Bei INSIGNIUM drängen sich natürlich innerhalb kürzester Zeit, nachdem man den Klappentext gelesen hat, Vergleiche mit Sakrileg bzw. Illuminati auf.
Die Ähnlichkeit mit dem Sonderermittler der Kirche (auch wenn im Falle INSIGNIUM selbiger ebenfalls Geistlicher ist) ist einfach zu groß, um unter den Teppich gekehrt zu werden. Aber die Serie verfolgt nichtsdestotrotz einen eingen Stil und hat wirklich nur vom Gerüst her viele vergleichbare Punkte.
Sante Della Vigna (absolut überzeugend gesprochen von Dietmar Wunder) wird vom Papst direkt als neuer Sonderermittler des Vatikans eingesetzt, um Kriminalfälle innerhalb der Kirchenmauern aufzuklären, die schon seit geraumer Zeit zu den Akten gelegt wurden. Dass er hierbei natürlich ganz schnell anderen Würdenträgern auf die Füße tritt, ist nicht überraschend, und so hält sich die Begeisterung bei den höheren Geistlichen in Bezug auf seine Anwesenheit eher in Grenzen. Insbesondere Kardinal Saverio Capani (Helmut Krauss) erweist sich schnell als Gegenspieler von Sante Della Vigna.
In seinem ersten Einsatz gilt es, den Doppelmord am ehemaligen Kommandanten der Schweizer Garde und dessen Frau aufzuklären. Wie die Ermittlungen ergeben, war der ursprüngliche Hauptverdächtige ein Untergebener des Kommandanten, der scheinbar aus Eifersucht auf den beruflichen Erfolg seinen Kommandanten ermordet hat, zumal der ihm in der Vergangenheit auch schon den ein oder anderen Stein in den Weg gestellt hatte. Doch warum sollte er dann kurz darauf Selbstmord begangen haben, statt die nun frei gewordene Stelle eventuell selbst zu besetzen?!? Und das ist nicht das Einzige, was hier nicht zu stimmen scheint. Warum wurde der Fall zur Geheimsache erklärt?
Abgesehen von diesen Grübeleien muss sich Sante zusätzlich noch mit einem Mordanschlag auf seine Person sowie einen Kirchenbann, der ihm ins Bett gelegt wurde, herumschlagen. Wer hat ein Motiv, das Geschehene auf sich beruhen zu lassen, dass derjenige sogar über Leichen gehen würde, um das Geheimnis zu bewahren? Doch dann erkennt Sante, dass er mit dem Motiv nicht richtig liegt…
Wie soll man es anders sagen? INSIGNIUM greift gleich in der ersten Folge mehrere Tabuthemen der katholischen Kirche auf und vermengt sie zu einem fesselnden, spannenden Hörspiel, das allerdings insgesamt ein wenig mehr Actionelemente hätte vertragen können. Die einzelnen Figuren bleiben zunächst erst einmal noch ein wenig oberflächlich, man kann aber schon recht gut erkennen, wer später einmal zu welcher Fraktion gehören wird. Die Ränkeschiedereien, die in INSIGNIUM dargestellt werden, erscheinen sehr plausibel und glaubwürdig.
Für viele ein besonderes Schmankerl dürfte der Titeltrack von Nightwish sein, der in sich zwar stimmig ist, für meinen Geschmack aber viel zu rockig für diese Hörspielreihe wirkt. Hier hätte man eher etwas sehr ruhiges verwenden sollen, um sich stilmäßig auf ähnlichen Pfaden zu bewegen… Mit INSIGNIUM hat Ascan von Bargen neben Dark Trace nun schon die zweite Krimiserie am Laufen, die zum einen vielversprechend ist, zum anderen aber auch dunkle Geheimnisse zu enthüllen verspricht… Wir sind gespannt, wie es bei INSIGNIUM weitergeht.