Battalion – Underdogs

Über Schweizer gibt es ebenso viele Klischees wie über die Metal-Szene. Die einen würden anscheinend einen lustig klingenden Dialekt des Deutschen sprechen, während sie über das Geld der Deutschen lieber schweigen; die anderen sollen sich dem Volksmund nach nur von Bier ernähren und den Satan verherrlichen. Jaja. Und obwohl diese Vorverurteilungen natürlich vollkommen aus der Luft gegriffen sind, gibt es das Problem, dass an manch einem Klischee doch etwas Wahres dran ist. Und wenn man eine geteiltes Klischee von Schweizern und Metallern hier anführen müsste, dann wäre es der Hang zum Konservatismus: Hauptsache, alles bleibt so, wie es einmal war – in meiner ordentlichen Welt der klar definierten Werte.

Genau auf dieser Marschroute bewegen sich die jungen Schweizer von BATTALION, die mit ihrer musikalischen Vorliebe hinter das Jahr ihrer Geburt zurückblicken. In diesem geistigen Paralleluniversum werden die 1980er niemals zu Ende gehen: Die Berliner Mauer wird nie fallen und die Welt dualistisch in Richtig und Falsch verharren, NIRVANA werden nie „Nevermind“ veröffentlichen, RATM nie ihr bahnbrechendes Debüt, „Load“ und „Reload“ werden zum Glück nie in die Heiligen Schriften von METALLICA aufgenommen, die Punk-Renaissance der 1990er wird nicht stattfinden, der Crossover-Ansatz verstößt gegen das Gesetz zum Schutz der metallischen Rasse. In diesem Universum darf man seine Stücke noch „Thrash Maniacs“, „Headbangers“, „Wings Of A Demon“ und „Stalingrad“ nennen, ohne sich dafür schämen zu müssen oder allgemeines Gelächter hervorzurufen. Und in diesem Universum darf eine Band letztendlich ihren Platten ästhetisch eigenständige Cover verpassen – hier etwa ein Tribut an James Camerons Hollywood-Kracher Terminator. Ja, in diesem Universum ist Arnie einfach nur ein Österreicher in Amerika.

Zurück in die Gegenwart, ins Jahr 2010. BATTALION machen ihre Sache gut, liefern musikalisch ein gelungen solides, wenn auch nicht beeindruckendes Thrash-Metal-Werk ab, das gerne zur gleichen Zeit wie KREATORs „Extreme Aggressions“, TESTAMENTs „Practice what you preach“, ANTHRAX´ „Among the living“ oder SODOMs „Agent Orange“ erschienen wäre.
Ich kann die Jungs schon verstehen, ich finde diese alten Scheiben auch alle ziemlich geil, doch das Ganze ist über 20 Jahre her. In dieser Zeit hat sich einiges verändert; Metal ist zwar nicht tot und wird es auch nie sein, aber heutzutage dürfen so etwas, was BATTALION hier lyrisch und graphisch fabrizieren, nur die Gründungsväter machen. Von Jungspunden erwartet man, dass sie Pionierarbeit für die nächsten Dekaden ableisten, nicht hingegen das Dreschen von alten und längst überholten Phrasen. Etwas schade, wenn junge Menschen schon so konservativ sind.

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