Tony Sly – 12 song program

Nein, ich werde es nicht tun. Ich werde diesen langen Promo-Text nicht lesen. Haltet mich für überheblich, aber ich habe diesen Menschen schon gehört, da gab es das Medium Internet, welches dieses kleine Magazin überhaupt erst möglich macht, noch gar nicht. Warum soll ich mir also etwas vorsagen lassen.

Für all die Uninformierten: Tony Sly ist Sänger, Gitarrist und Frontman von NO USE FOR A NAME, die mehr oder weniger zur legendären Erstbesetzung von Fat Wreck gehören. Nun ist es also soweit, dass Tony sein erstes richtiges Solo-Album vorlegt und dabei andere Wege als sein Kumpel Joey Cape (LAGWAGON) geht. Noch vor sechs Jahren haben beide zusammen eine Split-LP mit Akustik-Versionen von Klassikern ihrer jeweiligen Band veröffentlicht, 2008 legte dann Joey mit der kompletten akustischen Version der letzten LAGWAGON-EP und einigen Neukompositionen vor, jetzt zieht Tony nach: und wie der Name schon offenbart, besteht das neue Programm ausschließlich aus 12 bisher nicht von NUFAN intonierten Stücken. Eine Split-7inch mit Joey wird folgen.

Sicherlich kann man sich jetzt fragen, warum und wie er das macht, dass er bei all dem Tour- und Aufnahmestress mit NO USE auch noch die Energie für Solo-Projekte hat. Die Antwort ist banal: weil er dazu Lust hat. Anders kann man das nicht erklären. Vielleicht will er der Welt aber auch zeigen, dass in ihm mehr steckt als der Powerchord-Punkrocker.
Tony Sly kommt auch diesmal ohne Schlagzeug aus, abgesehen von einigen kleinen Begleiteffekten ausschließlich ausgestattet mit seiner Gitarre und seiner markanten Stimme, aus der jede Melodie so vertraut, ja fast folklorisch einprägsam klingt, die den Hörer mit auf eine persönliche Reise abseits der politischen Welt des Punks nimmt.

Doch wenn man vollkommen ehrlich ist, zu sich selbst und zum Sympathen Tony Sly, dann erkennt man den Entwicklungsprozess von Tony Slys Stimme wie den Entstehungsprozess neuer NO-USE-Alben gleichermaßen. Denn vergleicht man die Gesangsleistungen auf Frühwerken wie „Incognito“ und „Don´t miss the train“ mit den letzten Outputs, wird einem schnell klar, was für ein guter Sänger Tony Sly geworden ist. Und weiterhin scheinen auf der Akustik-Gitarre in der letzten Dekade viele Stücke für NO USE geschrieben worden zu sein, ähnlich wie Greg Graffin und Brett Gurewitz es seit jeher für BAD RELIGION auch tun.

Insofern besteht hier die Gefahr, sich die neuen Ideen von Tony nur als Vorstufe zum neuen Album seiner Band vorzustellen, was der Künstler sicherlich nicht gerne hören würde. Um diesem Problem entgegen zu wirken, sollte er auf keinen Fall den Fehler begehen und seine 12 Lieder für das nächste NO-USE-Album durch den Verzerrer jagen, was er einst mit „Stunt Double“ für das Best-of-Album getan hat. Nur so können die Songs ihre Eigenständigkeit bewahren und nur so kann Tony Sly als Künstler neben seiner eigentlichen Band wahrgenommen und ernst genommen werden. Viel Glück!

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