Fear Factory – Mechanize

„Slave to the industry“. So beginnt das neue FEAR FACTORY Album ‚Mechanize’ textlich, und auch, wenn dies in Bezug auf den restlichen Song eher als Gesellschaftskritik gemeint sein dürfte, so hat man das Gefühl, dass genau das bei der Angstfabrik eingetreten ist: man hat sich versklavt. Vor gerade einmal zwei Alben lautete die Devise noch „The infection has been removed, the soul of this machine has improved“ (gemeint war die Trennung von Gitarrist Dino Cazares), und jetzt das: Dino Cazares ist wieder im Boot, dafür wurden Christian Olde Wolbers (Ex-Bassist, nach Dinos Ausstieg Gitarre) und Raymond Herrera (Drums) kurzerhand rausgeschmissen. Den Posten am Schlagzeug hat nun der großartige Gene Hoglan, Byron Stoud ist am Bass zu hören. Beide kommen aus der Band Strapping Young Lad, die unter musikalsicher Leitung von Devin Townsend durchaus vergleichbare Musik machen. Wie passend…

Noch ein kurzer geschichtlicher Rückblick: mit ‚Demanufacture’ hat sich die Band ein Denkmal gesetzt und ihren individuellen Sound manifestiert, danach sind sie leider nicht mehr an die Größe dieses Albums herangekommen. Zumindest nicht mit Dino Cazares. Mit ‚Archetype’ hat es die Band ein weiteres mal geschafft, Songs zu schreiben, die gleichsam hart wie auch eingängig waren, nicht zu sperrig, aber immer noch technisch genug, um in den Bandsound zu passen. Cazares hat parallel dazu mit Divine Heresy versucht, eine Art „Brutal-Fear-Factory“ auf die Beine zu stellen, das Ergebnis war überzeugend, hat aber leider nicht den großen Anklang gefunden, den man sich erhofft hat.

‚Mechanize’ trägt nun wieder die klare Handschrift von Cazares, und der hat (leider) sehr viel Divine Heresy mit in die neuen Songs hereingebracht. Alles wirkt maximiert: Maximum Downtuning, maximale Geschwindigkeit, auf die Nanosekunde geradegerückte Schlagzeugparts und Gitarrenriffs. Der Tiefgang, der die Scheiben ‚Demanufacture’ und ‚Archetype’ ausgemacht hat, fehlt völlig.

Gesanglich macht Burton C. Bell genau das, was er auch schon die letzten paar Scheiben gemacht hat: heiseres Gebrüll im Wechsel mit tragenden, atmosphärischen Cleanvocals. Immerhin hier ist alles beim Alten geblieben.
Elektronisches Geflirre und Flimmern gibt es auch weiterhin in den Songs, und auch das Intro wirkt wie ein Remake des Demanufacture-Intros, egal, das sei ihnen gegönnt…

Die Quasi-Reunion des Dreamteams Bell/Cazares ist geglückt, das Projekt ‚Mechanize’ allerdings eher weniger. Mit dieser Scheibe hat man zu viel auf einmal gewollt, man merkt förmlich, dass die beiden hiermit Wolbers und Herrera einen Tiefschlag verpassen wollen, mit denen sie im Rechtsstreit um den Namen Fear Factory liegen. Rein sachlich dürfte das auch geglückt sein, aber musikalisch hoffe ich, dass Wolbers/Herrera da etwas gegenzusetzen haben…

Schreibe einen Kommentar