Mit ihrem nunmehr dritten Album ‘Virtues’ müssen AMBER PACIFIC gleich mit zweierlei Neuerungen klar kommen. Zum einen hat die Band einen neuen Frontmann (Jesse Cottam), zum anderen kommt ‚Virtues’ auf einem neuen Label, nämlich Victory Records, heraus.
Wo eines der Kriterien bei vielen Bands schon zu Stress und teilweise auch zum K.O.-Faktor wird, schaffen die Herren aus Seattle jedoch diese beiden Hürden mit Leichtigkeit.
Cottam schmachtet ins Mikrofon, dass einem der Schmalz quasi aus den Boxen gedrückt wird. Mit Teenie-Rockpop-Highschool-Riffs und Texten knallt man hier von einem Herzschmerz-Klischee zum nächsten. Vergleiche mit Blink 182, New Found Glory und Jimmy Eat World klingen zwar an, jedoch, wenn man sich etwas nüchterner mit der Scheibe befasst, die brutal gute Produktion ein wenig ausblendet und die Victory-Brille von der Nase nimmt, dann wird hier ein ganz anderer Vergleich laut, der die großen Postcore-Poppunk-Bands weit in den Hintergrund rückt, nämlich mit den Jonas Brothers!
Schade, dass diese Band es nicht schafft, Highlights zu setzen, denn im Ansatz wirken die Songs allesamt gefällig, bis auf ein paar wenige (bereits tausende male abgedroschene) Phrasen bleibt hier aber nichts hängen. Eigenständigkeit? Fehlanzeige, die meisten Melodien sind mir von anderen Poprock-Scheiben bekannt, wobei es AMBER PACIFIC zumindest schaffen, diese Plagiate gut zu kaschieren, sodass man den Schwindel nicht sofort bemerkt.
Genre-Alles-Sammler werden mit AMBER PACIFIC ihre Freude haben, eine weitere Scheibe in den Schrank stellen zu können. Wer aber ganz ehrlich ist, wird schnell erkennen, dass dies dann nur Staubfänger und Platzhalter ist, denn im Vergleich zu einem schon fast zehn Jahre alten „Bleed American“ zieht diese Scheibe so dermaßen klar den Kürzeren, dass man schon fast Mitleid entwickelt ob der Einfallslosigkeit dieser Songs.