Mr Irish Bastard – A fistful of dirt

Das mittlerweile erwachsene uneheliche irische Kind hat nichts als Dreck in der Hand und liefert nach „St. Mary´s School Of Drinking“ und „Bastard Brotherhood“ dem Hörer die dritte Mischung von Folk und Punk ab. Auhauaha. Das klingt doch mal 1A nach Klischee-Erfüllung: Zigaretten, Guiness und Whisky, bis sich alles dreht – inklusive den Pub zertrümmernde Kneipenschlägerei. Doch anstatt jetzt über irische Kindererziehung zu diskutieren, sollte die Musik im Fokus stehen. Und, siehe da, wenn das Ergebnis so sympathisch ist, drücken wir einmal ein Auge zu, dass das Ganze doch stark an Folklore erinnert.

Wer nun denkt, dass jede Band, die den keltischen Blues hat, zwangsweise von der grünen Insel kommen muss, der irrt. DROPKICK MURPHYS kommen aus Boston, FLOGGING MOLLY aus Los Angeles, THE REAL MCKENZIES aus Vancouver (OK, die sind Schotten). Und so erinnere ich mich an meine These aus dem letzten Review zum Live-Album von FLOGGING MOLLY, dass Iren sich im Ausland zwangsweise zusammenrotten und bei entsprechender Anzahl einen Pub aufmachen und anschließend eine Band gründen. In diesem Falle ist die Ausgangsbasis die westfälische Studentenstadt Münster

Behauptet das Quintett, in erster Linie Punkrock zu spielen, der durch die unablässliche Instrumentierung von Flöte, Banjo und Akkordeon aufgelockert und abgerundet werde, halte ich dagegen, dass MR. IRISH BASTARD an erster Stelle eine Folkband ist, die einen Punk-Anstrich bekommen hat. Demzufolge sind die Bastarde mit ihrer Musik eher in der Nähe von rockigen LEVELLERS-Alben wie „Zeitgeist“ oder „Green Blade Rising“ zu verorten als etwa beim irischen Street-Punk der MURPHYS. Allein daher ist es verständlich, dass die LEVELLERS die Deutsch-Iren zum Support ihrer Europa-Tour eingeladen haben – und das zwei Monate nach Bandgründung. Respekt. Zum weiteren Erfolg der Kapelle spricht weiterhin, dass selbst im fernen Japan ein Album veröffentlicht wurde und dass auch im Reich der Mitte bereits Konzerte gegeben wurden.

Die Münsteraner kreieren mithilfe toller Songs wie „I Smell The Blood“ und „Refugee From Hell“ ein feines Nischenprodukt, das unweigerlich zum Feiern einlädt, sofern einem Guiness nicht zu bitter und irischer Ethno-Rock nicht zu sehr Volksmusik ist. Soundtechnisch ist für ein Album dieses Genres alles im grünen Bereich (isdt das ein Wortspiel), wenn auch die Gitarren ein wenig mehr Gain hätten vertragen können.

Allerdings gibt es bei aller Liebe zuletzt noch zwei Schläge oben drüber: Warum müssen sich manche Musiker eigentlich alberne Künstlernamen geben? Und warum hat man zielsicher zum schlechtesten Song „Skin & Bones“ ein Video gedreht? Nun gut, soviel am Rande, MR. IRISH BASTARD werden „A Fistful Of Dirt“, das auch auf Vinyl erhältlich sein wird, ausführlich betouren…also hin mit euch!

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