Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Diese Stimme. Ist er das? Nein, oder? Oder doch? Aber natürlich ist er das. Die unnachahmliche Stimme von Nathan Gray hört man unter tausenden heraus. Für THE CASTING OUT sind die Gesangeskünste des ehemaligen BOYSETSFIRE-Sängers allerdings Segen und Fluch zugleich.
Zuerst zum Fluch: Sie werden den Vergleichen mit einer der Überbands alternativer Hörkultur der letzten Dekade nicht aus dem Weg gehen können und auch wenn man sich als Rezensent einredet, die Band losgelöst davon zu hören, so kommt man dennoch immer wieder auf BSF zurück. Spätestens mit „After The Eulogy“ und seiner Hymne „Rookie“ spielte sich die Band aus Newark in Delaware in die Herzen von Hardcore- und Punkrock-Kids. So enthusiastisch der Aufstieg, so traurig der Fall. BSF können zu Recht als Beispiel für die destruktive Arbeit manch einer Major-Plattenfirma stehen. Ich muss es zugeben: auf ihrem europäischen Abschieds-Konzert in Hamburg war ich durchaus wehmütig.
Und jetzt kommt der Segen. THE CASTING OUT zeigen, dass das Leben auch nach schwierigen Situationen weitergehen kann. Ein Jahr nach der eigentlichen Selbstveröffentlichung machen die Jungs um Nathan Gray ihr Full-length auch in Deutschland in physischer Form zugänglich. Zuvor war lediglich eine selbstbetitelte EP in schickem weißem Vinyl erhältlich.
Wer die Tracks des ersten Releases kennt, wird schon beim ersten Takt von „Go Crazy! Throw Fireworks!“ aufhorchen, denn das Stück „Quixote´s Last Ride“ eröffnet auf beiden Scheiben den Reigen und mit Erstaunen stellt man fest, dass die Band das Tempo gehörig angezogen hat. Und spätestens nach dem zweiten Takt realisiert der aufmerksame Zuhörer, dass etwas fehlt: das einst von Darby Dinatale eingestreute Piano, das den acht Stücken der EP durchaus eine charmante Note verliehen hat, wurde nach ihrem Weggang ersatzlos gestrichen. Auch Joshua Latshaw, früher wie Gray bei BSF aktiv, hat die Band mittlerweile verlassen. Das, was übrig bleibt, ist lupenreiner melodischer Punkrock, der sich befreit von Hardcore-Wurzeln in Melodien ergötzt, die man einfach nur lieben, aber nicht einfach kopieren kann, denn wie gesagt: Nathan Gray ist ein Ausnahmesänger.
BSF sind tot. Friede ihrer Asche, Ehre ihrem Gedenken. Lang leben THE CASTING OUT. Sie sind kein Ersatz, keine Entschädigung, aber auch kein Plagiat. Sie sind echt, sie sind sie selbst, sie sind saugut. Schon jetzt unter meinen Top 5 im Jahresrückblick 2009. Und spätestens Silvester werden wir alle verrückt und werfen Böller.