Metalcore ist tot. Zumindest behaupten dass viele schon seit geraumer Zeit. Umso überraschender ist es da, dass kaum ein anderes Musikgenre derartig viele Releases an den Tag legt, derartig viele Liveshows bietet und ein entsprechend großes Publikum anzieht. Mit ihrer neuen Scheibe ‚Endtimes’ beweisen A TRAITOR LIKE JUDAS, dass das Genre nicht nur nicht tot ist, sondern zudem noch Platz bietet, sich kreativ und einfallsreich zu betätigen, ohne das Genre dabei general zu überholen.
Wahrscheinlich gibt es nicht viele Bands, die von sich behaupten können, komplett ohne ein einziges Gründungsmitglied auszukommen. Was bei vielen anderen das frühe Aus oder einen Namenswechsel mit sich gebracht hat, wirkt hier wie eine Frischzellenkur. A TRAITOR LIKE JUDAS klingen dynamisch, abwechslungsreich und unbekümmert. Im stetigen Wechsel bekommt man hier Songs um die Ohren geballert, die eher in die harte Bollo-Ecke gehören, und solche, die etwas mehr Newschool-Feeling aufkommen lassen. Gerade letzteres ist es, was der Scheibe ein ganz eigenes Flair verleiht. Filigrane Gitarrenläufe, die sich über tragende Gitarrenteppiche legen, paaren sich mit einem soliden Bass-Schlagzeug-Fundament, dass bis ins kleinste Detail auf den Punkt gesetzt wirkt. Dazu kommt noch der aggressive, aber nicht überzogen verzerrte Gesang von Frontmann Jasper.
Klanglich ist ‚Endtimes’ ebenfalls ziemlich überzeugend. Produzent Christian Kohlmannslehner hat wieder einmal sein gesamtes Können unter Beweis gestellt und eine Scheibe mitgestaltet, die durchweg nur als unglaublich tight bezeichnet werden kann. Einziger Wehrmutstropfen: ‚Endtimes’ hat den typischen Kohlekeller-Sound erhalten: das getriggerte Schlagzeug ist hart an der Grenze zum reinen Programmier-Schlagzeug, die Gitarren sind nahezu klinisch gesäubert und haben nur wenig Eigenleben. Nichtsdestotrotz drückt das ganze ungemein.
Wenn es einen Ort gibt, auf dem die Jungs noch besser unter Beweis stellen können, was in ihnen steckt als auf CD, dann ist das die Bühne. Wer einmal eine A TRAITOR LIKE JUDAS-Show gesehen hat, weiß, dass es die Band versteht, wirklich jeden zu begeistern und mitzureißen.
Anspieltipps? Nunja, grundsätzlich würde ich hier definitiv „Unsung“ sowie „To the wolves“ vorschlagen, jedoch mögen diejenigen, die eher auf die weniger melodiösen Nummern stehen, da ganz anderer Meinung sein und eher „Traitor´s Halo“ nennen.
Und ein letztes Argument, was man ebenfalls nicht unbeachtet lassen sollte: nicht nur das Artwork der Scheibe ist wirklich hübsch anzuschauen, sondern ‚Endtimes’ ist ein Konzeptalbum, bei dem es um die ignorante Zerstörung der Welt durch den Menschen geht. Also ebenfalls etwas, was nicht den Szenestandards entspricht, wo man einfach auch mal einen Text über nichts schreiben kann, ohne damit negativ aufzufallen…
Meiner Ansicht nach ist ‚Endtimes’ das bislang in sich stimmigste, anspruchsvollste, abwechslungsreichste und somit beste Album von A TRAITOR LIKE JUDAS. Weiter so!