Als Jim Lindberg kurze Zeit nach der Veröffentlichung von „A reason to believe“ bekannt gab, dass er PENNYWISE nach 20 Jahren, neun Studio-Alben und rund vier Millionen verkauften Einheiten aus familiären Gründen verlassen werde und sich fast wehmütig von den Fans und seinen alten Bandkumpels verabschiedete, ging zwar nicht gerade die Welt unter, jedoch wusste man, dass ein weiteres Aushängeschild des 90er-Jahre-Punks aus Kalifornien nicht mehr das sein werde, was es zu Jugendzeiten war. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Übergangslösung mit IGNITE-Sänger Zoli Teglas mittlerweile zum Dauerzustand geworden ist (keine Panik, die Melodic-Hardcore-Combo aus O.C. bleibt aktiv) und man bereits an neuem Material arbeitet. Insofern ist es umso erstaunlicher, dass Jimmy mit THE BLACK PACIFIC eine neue Band am Start hat – zumal schon die ersten Takte die Frage aufwerfen, was das Ganze überhaupt soll?
Böse Zungen mögen behaupten, dass es außer Jim Lindberg keinen anderen gebe, der aus drei unterschiedlichen Tönen in kleinsten Kadenzen so schöne monotone Melodien zaubern könne, die trotz aller Beschränktheit und seit jeher betriebener Wiederholung einen solchen Ohrwurmcharakter erzeugen. Was anderes hat Lindberg bei PENNYWISE nicht gemacht, was anderes kann er bei THE BLACK PACIFIC auch nicht. Doch das macht überhaupt nichts, wenn das Resultat so knallt, wie es hier tut. Zusammen mit Schlagzeuger Alan Vega und Bassist Davey Latter ballert Jim Lindberg – diesmal auch mit Gitarre bewaffnet – dank der druckvollen Produktion von Shaun Lopez, der zuletzt u.a. als Produzent für die DEFTONES tätig war, zehn aggressive und gleichsam hymnisch-melodische Geschosse ab, etwa die mit ordentlich Ohs und Ahs ausgestattete Video-Single „Living with Ghosts“, das tragende „Kill your Idols“ oder den zeitlosen kalifornischen Punk-Song „When it´s over“.
THE BLACK PACIFIC legen ein bemerkenswertes Debüt vor, das frisch und bekannt gleichermaßen klingt und so jeden Freund des einst Melody-Core genannten Genres zufrieden stellen sollte. Allerdings bleibt letzten Endes die Frage im Raum, warum Lindberg seine alte Band verlässt, nur um einige Zeit später eine neue zu gründen, die doch fast eine musikalische Kopie der alten ist. „The Black Pacific“ ist infolgedessen durchaus der Titel des neuen PENNYWISE-Albums. Und in dieser Funktion ist es eines der besten.
Für Aktivisten: Umfangreiche Europa-Tour im Herbst 2010.
Für Ästheten: Vinyl-Version inklusive Download-Card erhältlich.