Manchmal passiert es, dass man extrem skeptisch an eine CD herangeht. Der Bandname SAPHENA war mir kein Begriff, aus irgendeinem Grund habe ich sofort an Bands wie „Within Temptation“ oder ähnliches denken müssen. Dann „zu allem Überfluss“ auch noch deutsche Texte? Das kann nur nach hinten losgehen. Nicht den Bruchteil einer Sekunde hätte ich im Vorfeld damit gerechnet, dass ich mich nur wenige Augenblicke später in diese Band verlieben würde, als ich dann den ersten Anlauf wagte.
Nein, SAPHENA klingen nicht nach Symphonic Metal. SAPHENA spielen Metalcore! Flirrend, sphärisch, irgendwie wie eine deutsche Antwort auf Twelve Tribes. Die Refrains meist mit Cleangesang verziert, wirken sie an diesen Stellen ganz entfernt an Oomph, allerdings bei weitem nicht so kitschig wie deren letzte Releases, sondern eher in Bezug auf Melodieführung. Der hauptsächliche Gesangspart ist allerdings eine Art „narratives Geschrei“. Als würde man hier sämtlichen Frust von der Seele schreien, tun einem die Stimmbänder schon alleine vom Zuhören weh.
SAPHENA ergänzen ihre knackige, ein wenig roh wirkende Produktion mit elektronischen Spielereien, die sich aber unglaublich gut in den Gesamtklang einfügen und keinesfalls aufgesetzt wirken. Brachial, laut, unbarmherzig, so klingt ‚Das Ende einer Wahrheit’.
Das allerschönste an dem Album ist allerdings, dass SAPHENA obendrein noch etwas zu erzählen haben. Hat man sich erst einmal mit den Texten befasst, stellt man fest, dass hier keine blumige Sprache bemüht wird, um inhaltlich zu glänzen. Einfache Sprache, allerdings teilweise ein wenig kryptisch verfasst, vermittelt immer das Gefühl, dass hier jemand einen Einblick auf sein Seelenleben gibt, sein Herz ausschüttet. Emotional, durchdacht, und irgendwie immer ein wenig vertraut!
Man muss ein Genre nicht neu erfinden, um aufzufallen. Man muss nicht bei Rick Rubin aufnehmen, um aufzufallen. Sofern das, was man tut, eine Offenbarung darstellt, ist alles andere fast egal! Anspieltipps: ‚Mehr als einen’, ‚Atme Licht’ & ‚Ohnmacht’. Hoffentlich ergibt es sich bald, die Herren live zu sehen! Für mich eine der großen Neuentdeckungen in diesem Jahr!