Hier ist sie nun, die dritte Scheibe von FAREWELL TO FREEWAY. ‚Filthy habits’ ist es betitelt, also sinngemäß „schlechte Angewohnheiten“. Wenn so die schlechten Angewohnheiten der Band klingen, dann will ich sie umso mehr mal mit Knigge-Training erleben, denn: die Scheibe knallt an allen Ecken und Enden, ist dabei in den entscheidenden Momenten supereingängig, ohne sich anzubiedern, um dann plötzlich wieder sperrig zu werden. Metalcore ist also doch noch nicht am Ende!
Es hat nicht sehr lange gedauert, bis sich bei mir für ‚Filthy habits’ die Lauscher aufgestellt haben. Satter Gitarrensound. Erinnert mich ganz stark an It Dies Today zu „The Caitiff Choir“-Zeiten. Schlagzeug und Bass bilden hierzu ein mindestens ebenso sattes Fundament. Die Vocals sind aggressiv gebrüllt, reichen vom Level her aber beispielsweise nicht an Twelve Tribes heran (wobei der Vergleich nicht von ungefähr kommt).
Das Riffing ist stark Stakkato-lastig, hat dabei aber immer wieder nette Melodien, die ordentlich nach vorne schieben, anstatt sanft zu entschweben. Genretypisch wird’s im Refrain dann immer etwas popiger, aber nicht kitschig. Normalerweise bin ich ja Fan davon, wenn auch mal ein wenig Melodie ins Spiel kommt, hier hat das ganze aber eine andere Wirkung auf mich. Zwar lockern die Cleanpassagen das gesamte Geschehen ein wenig auf, sind dabei aber nicht so überzeugend, wie es die moshigeren, rockigeren Passagen sind. Entsprechend sackt die Stimmungskurve überraschend ein, wenn die Cleanvocals einsetzen, anstatt wie sonst üblich, noch einen kleinen Peak nach oben zu machen.
Manchmal ist weniger eben doch mehr, in diesem Fall wäre ein konsequent durchgebrülltes, durchkrachendes Album einen Tick besser geworden, als es so der Fall ist. Nicht, dass FAREWELL TO FREEWAY eine schlechte Scheibe abliefern würden, aber richtig aufblühen tut ‚Filthy habits’ immer dann, wenn man den groben Knüppel rausholt, statt mit feinen Gesangsmelodien zu punkten.