Samiam – Orphan Works

Über SAMIAM etwas Gutes zu schreiben ist das sprichwörtliche Tragen von Eulen nach Athen. Sie gehören in der independenten Musiklandschaft eindeutig zu den Lieblingen von Fans und Journalisten gleichermaßen und haben sich den Status einer Kultband verdient – auch wenn sich dies nicht immer in Verkaufszahlen ausdrückte.

Im Verlauf der zweiten Punkwelle wurden die Nachbarn von GREEN DAY aus Berkeley 1994 von Atlantic Records unter Vertrag genommen, nachdem man zuvor mit „Samiam“, „Soar“ und „Billy“ auf New Red Archives drei respektable Szenealben veröffentlicht hatte. Die Kooperation mit dem Major brachte allerdings nicht den erhofften Segen. Das als Überwerk angesehene „Clumsy“ von 1994 wurde in Europa gar nicht veröffentlicht, der Nachfolger „You are freaking me out“ sollte erst nicht das Licht der Welt erblicken. Nach endlosen Streitigkeiten sorgte schließlich das schwedische Label Burning Heart dafür, dass beide Meilensteine in SAMIAMs Karriere auch hierzulande verfügbar wurden. Mit dem neuen Jahrtausend wurde es allerdings etwas ruhiger um das Gitarristen-Duo Sergie Loobkoff und James Brogan sowie Ausnahmesänger Jason Beebout – daran änderte auch das gute Album „Astray“ nichts.

Nachdem das daran anschließende Studioalbum „Whatever´s got you down“ von 2006 doch schon vier Jahre auf dem Buckel hat, veröffentlichten die Mitbegründer des 90er-Jahre-Emos im vergangenen Herbst mit „Orphan Works“ eine hörenswerte Kompilation für ihre Fans. Auf den verwaisten Werken sind alternative Studio-Versionen, zwei Coversongs (z.B. Iggy Pops „Search & Destroy“, aufgenommen in Billy Joes Kellerstudio!!) und weitere Outtakes („Don´t Break Me“) aus der Ära von „Clumsy“ (z.B. die großartigen Nummern „Capsized“ und „Stepson“) und „YAFMO“ („Mr. Walker“) ebenso zu finden wie die Live-Aufnahmen aus der Wiesbadener „Räucherkammer“ von 1996, die einst auf einer Split mit TEXAS IS THE REASON erschienen.

„Orphan Works“ ist nicht unbedingt für Einsteiger geeignet – die sollten sich lieber die Studioalben anschaffen, vor allen Dingen natürlich „Clumsy“ –, doch Fans und Allessammler kommen hier voll auf ihre Kosten, zumal es ein schickes Doppel-Vinyl gibt.

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