Manchmal bekommt man Platten von unbekannten Bands zum Rezensieren zugesteckt, die man am liebsten nie gehört hätte. Opfert man dann doch seine wertvolle Zeit zum Schreiben, quält man sich von Wort zu Wort. Daneben kann es aber auch vorkommen, dass namenlose Bands wahrhaftig auf Gegenliebe stoßen und so den musikalischen Horizont erweitern. Letztere Möglichkeit trifft auf THE ARRIVALS und ihre neue LP „Volatile Molotov“ zu.
Schon kurz nach der Ankunft der ARRIVALS und dem schnellen Überfliegen des Infozettels wurde mir klar, dass wir beide Freunde werden könnten, wurde die Band aus Chicago doch als etwas für Fans von DILLINGER FOUR, NAKED RAYGUN und HÜSKER DÜ angepriesen. Gut, trifft der erste Vergleich eher die geographische Herkunft und trägt dem Umstand Rechnung, dass beide Bands sich Paddy am Bass teilen, entsprechen die zwei weiteren Referenzen doch eher der musikalischen Ausrichtung von THE ARRIVALS, obwohl das mit den bandvergleichen immer so eine Sache ist. Vielleicht möchte ich hier noch anfügen, dass mich die LP doch positiv an das letzte Werk von THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY erinnert.
Denn bei aller Punk-Attitüde ist „Volatile Molotov“ ein Album, das aufgeteilt auf 13 Songs vollgestopft ist mit poppig-rockigen Melodien, die zum einen zum Mitsingen, zum anderen aber besonders zum Tanzen auffordern. Dezent angezerrte Gitarren, ein knurriger Bass, ein unaufgeregtes Schlagzeug und einzelne Orgel-Elemente sorgen für die instrumentale Grundlage, über der der charismatische, bisweilen leicht näselnde Gesang von Frontman Isaac liegt.
Großgeworden in der Chicagoer Schule der 90er wurde das neue Werk der ARRIVALS im legendären Atlas Studio von Matt Allison (LAWRENCE ARMS, ALKALINE TRIO, SAMOKE OR FIRE) aufgenommen, was hier schon einmal für die Qualität des Produktes herhalten muss. Neben der CD-Version im Digipack gibt es eine farbige Vinyl-Ausgabe im Gatefold inklusive Download-Gutschein.
Höchstwahrscheinlich bleiben THE ARRIVALS auch in Zukunft eine in Europa nahezu unbekannte Szeneband. Das Gegenteil wäre ihnen allerdings zu wünschen.