Zugegeben, meine letzte Begegnung mit den SWINGIN´ UTTERS war nicht die allerbeste. Vollends erschrocken bin ich, seitdem ich mir meine Rezension zur B-Seiten-Sammlung „Hatest Grits“ von 2008 gerade eben durchgelesen habe. Meine Güte, habe ich die einst abgewatscht. Doch das erneute Hören eben jener Kompilation bestätigt den Eindruck von damals: die Qualität des zuvor von mir als Referenz angeführten Fat-Wreck-Debüts „A Juvenile Product Of The Working Class“ konnte bei Weitem nicht erreicht werden. Nun liegt mit „Here, Under Protest“ das erste neue Studioalbum in acht Jahren vor – um zum Glück ist dieses ein Qualitätsprodukt aus dem Hause Fat Wreck, welches dafür sorgen könnte, dass ich mich demnächst dem von mir arg vernachlässigten Back-Katalog der UTTERS widme, da sie zu den wenigen Fat-Bands gehören, denen ich seit jeher eine gewisse Überbewertung attestiert habe, und ich mich demzufolge nicht für sie interessierte.

Obwohl sie nicht zu den Bands der ersten Stunde zählen, gehören die SWINGIN´ UTTERS seit gefühlten 100 Jahren zu Fat Wreck. Die Band um Sänger Johnny Bonnel und Gitarrist Darius Koski gründete sich Ende der 80er in Santa Cruz und veröffentlichte auf kleineren Labels wie SideOne und New Red Archives, bevor sie beim Dicken Michael landeten. Die SWINGIN´ UTTERS verkörpern in ihrem Streetpunk Amerikas Arbeiterklasse; und sie singen nicht nur darüber, sie müssen sie auch leben: als Verkäufer, als LKW-Fahrer. Nun habe ich wahrhaftig nichts gegen Arbeiterklasse, entspringe ich ihr in gewisser Weise doch selbst, wohl aber kann ich mit dem Genre Streetpunk selten etwas anfangen – RANCID bilden hier die unerreichte Ausnahme. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Ankündigung eines neuen UTERRS-Album bei aller Wertschätzung für das Label Fat Wreck bei mir nicht unbedingt Begeisterungsstürme auslöst. Doch schon die ersten Takte sollten mich Lügen strafen:

Mit „Brand New Lungs“ eröffnet eine wahre Punkrock-Hymne die neue LP, gefolgt von dem nicht minder eingängigen „Taking The Long Way“, während „Bent Collector of 1,000 Limbs“ nach dem rasanten Start das erste Mal Tempo rausnimmt. Im weiteren Verlauf wechseln sich schnellere Stücke und eher im Midtempo-Bereich angesiedelte Nummern ab, in die sich mit „(You’ve Got To) Give It All To The Man“ ein rotziger Song alter Schule und mit „Scary Brittle Frame“ ein folklastiger einmischt.
Positiv fällt auf, dass die Produktion im Vergleich zu früher bedeutend aufgeräumter und weniger räudig klingt: die Gitarren sind mit weniger Gain versehen und wirken so transparenter, der rollende Bass legt ein solides Fundament, verliert sich nicht aber auch nicht in Experimente, der stellenweise gedoppelte und sehr melodisch gehaltene Gesang wirkt insgesamt für Punk-Verhältnisse souverän und überschlägt sich nicht in der Metrik. Insgesamt erinnert „Here, Under Protest“ mich stilistisch daher doch an das von mir geliebte „African Elephants“ von DEAD TO ME.

Abschließend kann also festgehalten werden: noch nie haben mich die SWINGIN´ UTTERS so überzeugt. Das neueste Opus ist auf jeden fall zur Anschaffung empfohlen – und ich werde wohl endlich die Lücke in der Diskographie rückwärts bis „A Juvenile Product…“ schließen müssen.

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