Sind das meine Freunde? Die Frage musste ich mir auch stellen. Mit ihrem Debüt lösen sich die Herren von ehemals „See You Next Tuesday“ nicht nur vom alten Bandnamen, sondern auch stilistisch! Nun geht es unter dem Namen ARE THOSE YOUR FRIENDS deutlich härter zur Sache, und, wie ich finde, dabei auch deutlich gefälliger! Das Ganze wirkt in sich stimmig und setzt gleich alle Zeichen auf Sturm!
Schubladendenker sollten jetzt wegschauen: ARE THOSE YOUR FRIENDS spielen Metalcore! Anders kann ich das nicht kategorisieren, stelle aber beim wiederholten hören fest, dass die Bezeichnung einfach zu abgegriffen ist, einen zu negativen Beigeschmack hervorruft, als dass sie der Band gerecht werden würde. Deswegen formulieren wir es anders: ARE THOSE YOUR FRIENDS spielen Hardcoresongs, die mit Metalriffs verfeinert werden, und nicht nur Growls und Screams als Gesang haben, sondern auch mal die eine oder andere melodiös gesungene Passage.
Die meiste Zeit vergleichbar mit beispielsweise Hand To Hand, aber deutlich rauer, kantiger, und in den Refrains vergleichbar mit Taking Back Sunday, haben es die Jungs aus Soltau geschafft, die grobe Kelle und das sanfte Skalpell zu kombinieren, ohne dabei wie jede andere Ami-Band auf Victory-Records zu klingen. Individuell, keinesfalls klischeemäßig oder, wie oben erwähnt, abgegriffen. Frisch, lebendig, das sind eher die Eigenschaften, die ich ihrem Songwriting zuordnen wollen würde. Vor allem aber: aus einem Guss! Hier passt eigentlich alles zusammen, und auch, wenn man gerne mal etwas vertrackter zur Sache geht und damit wohl nicht-Musiker schnell überfordern würde, wenn man ihnen erklärte, was da gerade passiert, so ist die Wirkung eher die, dass es genau so sein muss, wie sie es spielen.
Mit satten, leicht kehlig klingenden Growls und Screams wird der Hauptanteil der Texte vorgetragen. Die Gitarren variieren zwischen rockigen Riffs, Stakkatos, schrillen Disharmonien und herrlich melodischen Klängen, wechseln stufenlos zwischen diesen Elementen und erzeugen dabei einen ganz eigenen Flair. Die Drum- und Bass-Sektion unterstützt hier mit einem satten Fundament, das sich auch gerne mal in eigenständigen Takten bewegt, ohne dabei kontraproduktiv zu wirken.
Sucht man das Haar in der Suppe, könnte man bemängeln, dass die Refrains in ihrer Struktur und Melodieführung absehbar wirken, aber wen stört so was schon, wenn der ganze Rest drum herum perfekt passt und auch die Refrains an sich nicht schlecht sind, sondern lediglich mit der ansonsten noch höheren Qualität der Band nicht ganz mithalten können?
Produziert von Florian Nowak (5 Bugs), klingt ‚Lambs Turn Into Lions’ absolut ordentlich. Die Gitarren haben Druck, sind dabei aber herrlich transparent. Hier ist nichts zugemüllt oder mit Rauschen belegt, es werden keine Hall-oder Echo-Effekte verwendet, um den Klang noch drückender zu machen. Obendrein ist in dieser Scheibe noch Leben drin, wodurch man sich vom Genre-typischen Sterilsound abheben kann.
Wer also auf Hardcore & Metal im Explosivgemisch steht, der wird hier durchaus fündig. Aggressiv, verspielt, und vor allem immer mit einer gewissen Eigennote und dem nötigen Wiedererkennungswert, spielen sich ARE THOSE YOUR FRIENDS schnell mit neun satten Nummern in den Gehörgang ein, um dann noch einmal mit dem gänzlich anders wirkenden Titeltrack aufzutrumpfen. Überraschung gelungen, Debüt erst recht!