Kellner, zwei Bier bitte. Ach, Sie sind Musiker? Das vermutet man bei diesem Namen gar nicht. Doch Spaß beiseite; hinter KELLNER verbirgt sich Matthias Kellner, der innerhalb von drei Jahren nach „This Ocean Life“ und „Hey Dude“ mit „The Road Sessions“ sein drittes Album unters Volk bringt und mit seinen Begleitmusikern den Weg von der musikalischen Ich-AG zum Bandleader abschließt.
Und auch wenn man den Namen einmal ignoriert: hinter dem körper- und stimmgewaltigen Kellner erwartet man auch keinen Deutschen, so international klingen die Songs des Sängers und Liedermachers aus Regensburg. Zuletzt wurde der Bayer verstärkt mit Radio-Airplay und Berichten für das unnachgiebige Arbeiten im Studio und on the road belohnt…und auf der Straße entstanden auch die Songs für das Drittwerk.
Die 13 Songs auf „The Road Sessions“ zeigen eine eingängige Kombination von Elementen aus Blues, Pop, Soul und Rock, die eindeutig von Matthias Kellners sympathischer Stimme leben, während die Instrumentalisierung zwar weniger rudimentär als früher daherkommt, dennoch Begleitmusik bleibt. Und hier wären wir schon beim großen Kritikpunkt. Das ganze Produkt bleibt trotz allen aufgebrachten Interesses und Pflichtgefühls als Rezensent meiner Meinung nach Hintergrundmusik, der das Spezifische fehlt. Zu eintönig folgt ein Track auf den anderen, ohne dass diese sich groß voneinander unterscheiden würden. Sicherlich ist dies bei anderen Bands auch auszumachen, jedoch ist die Erwartungshaltung an einen neuen Künstler, der sich in meinem musikalischen Gedächtnis etablieren möchte, eine andere. Allein die beiden agileren Singles „The Glow“ und „Baptistina“ fallen hier positiv aus der Reihe, wohingegen der Rest doch wie austauschbarer Sonntagnachmittag-Radio-Regen-Pop aus den Boxen trällert.
Vielleicht tue ich KELLNER an dieser Stelle Unrecht, vielleicht war ich an diesem Tag nicht empfänglich für seine durchaus ambitioniert vorgetragene, aber von mir nicht honorierte Musik. Vielleicht muss man mich eines Tages Lügen strafen. Vielleicht muss ich eines Tages meine Meinung revidieren und mich sogar entschuldigen. Vielleicht aber werden wir uns musikalisch nie wieder treffen und weder für den einen noch den anderen haben diese Zeilen irgendwelche Konsequenzen.