Silverstein – Short Songs

In der Kürze liegt die Würze. Jaja, ich weiß, drei Euro ins Phrasenschwein. Doch ist der Name durchaus Programm. Vier Alben haben die fünf Kanadier, die ihren Namen dem Kinderbuchautor Shel Silverstein entlehnt haben, seit 2003 für die Bulldoggen von Victory aus Chicago veröffentlicht, bis sich im letzten Jahr die Wege trennten und man bei Hopeless Records unterkam (Inwiefern dies bezüglich des Labels eine Verbesserung darstellt, sei hier einmal unberücksichtigt. Schließlich sind auch SAMIAM dort mittlerweile gelandet). Nach nicht einmal einem Jahr nach der Veröffentlichung der EP „Transitions“ sowie des letzten Studioalbums „Rescue“ liegt nun das dritte Release für Hopeless vor, auf dem sich jeweils elf eigene und gecoverte Songs tummeln.

Das neue Opus ist definitiv als Spaßprodukt zu verstehen und steht somit nicht im Vergleich zu den bisherigen Scheiben des Quintetts. Grundsätzlich bleibt zu den eigenen Stücken zu sagen, dass der von SILVERSTEIN praktizierte Post-Hardcore / Metal-Core, jener Wechsel von metallischen-punkigen Clean-und-Schreianfällen fortgeführt wird und so im Jahre 2012 wenig Neues bietet. Wie bei vielen Genre-Gefährten, besonders bei ehemaligen Victory-Kollegen, wird hier weiterhin auf hohem Niveau gearbeitet, doch stößt die Spielart nach gut einer Dekade immer häufiger an die Grenzen des Stils, sodass Überraschungen ausbleiben, wenn man einmal von der Halbballade „Sleep around“ absieht, denn ansonsten dominieren Stücke, in denen Sänger Shane Told sich einmal richtig ausrotzen darf und die Melodie-Parts eher in den Hintergrund treten.

Das Highlight, wenn man denn so will, sind die elf Nummern der B-Seite. Nicht nur Cover namhafter Szene-Größen wie NO FX, GREEN DAY, GORILLA BISCUITS, THE PROMISE RING oder DESCENDENTS, auch die Liste an Gästen ist prominent besetzt. So geben beim DEAD KENNEDYS-Opener „Short Songs“ sich unter anderem Tim McIlrath (RISE AGAINST), Chris #2 (ANTI-FLAG), Scott Wade (COMEBACK KID), Chris Hannah (PROPAGANDHI) und Jimmy Stadt (POLAR BEAR CLUB) die Ehre. Daran anschließend werden zehn weitere Kurzwerke von Hardcore- und Punk-Vertretern aus den 80ern und 90ern nachgespielt, jedoch weniger mit einer eigenen Interpretation versehen. Dies ist zwar nicht weiter schlimm und gerät aufgrund der Kürze der Songs recht kurzweilig, doch im Vergleich zum unlängst erschienenen Cover-Album „Don´t forget your roots“ von H2O samt den dazugehörigen 7inches, bei denen eine ähnliche Schnittmenge der Bands angelegt wurde, ist der Unterhaltungsfaktor hier nicht nur kürzer, sondern auch kleiner.

„It´s my job to keep punk rock elite“ singen NO FX und covern SILVERSTEIN. Recht haben beide. Doch sollten die Kanadier nach diesem Ausflug lieber wieder an den eigenen musikalischen Fronten kämpfen…und nachdem gerade „Short Songs“ drei Mal nebenbei durchgelaufen ist, lasse ich mir nun Badewasser ein und lege „Discovering the Waterfront“ auf den Plattenteller…nachwievor mein unerreichter Liebling der Kanadier, die im April mit WE ARE THE OCEAN auf Europa-Tour sind und natürlich auch in Deutschland Station machen…leider nur unter der Woche in den vier Millionenstädten sowie in Bochum.

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