Huch! Eine schicke Verpackung und ein Lenkradaufsatz für WiiMote haben bei diesem Titel gelockt. Dazu der Traum, einmal in einem schicken Ferrari gegen andere schicke Ferraris zu fahren. Eine Karriere, die unterteilt ist in GT Race, Road GT und Classic Cars und somit, ähnlich wie bei anderen Rennspielen üblich, von vornherein Beschränkungen in der Fahrzeugwahl vorgibt. Dazu dann noch für diejenigen, die keine Karriere starten wollen, schnelle Rennen, ein Arcade-Modus, Turniere und Zeitrennen. Das klingt alles viel versprechend. Willkommen in der Realität von FERRARI: THE RACE EXPERIENCE.
Leider wird schon nach wenigen Augenblicken klar, dass aus dem Traum eines schönen Rennspiels zumindest nicht uneingeschränkt etwas wird. Anfänglich habt ihr zur Auswahl, mit eurem Startbudget ein Fahrzeug zu mieten, oder eines zu kaufen. Da euch zu diesem frühen Zeitpunkt noch gar nicht bewusst ist, wie die späteren Rennen aussehen, entscheidet ihre euch wahrscheinlich (so wie ich) dafür, ein möglichst schnelles Auto zu kaufen, statt nur eines zu mieten, und mit dem so viel wie nur irgend möglich zu fahren.
Die Grafik in den Menüs ist recht kantig und detailarm, aber egal: wir spielen auf der Wii, und es ist nur ein Menü. Da hat man sicherlich Potential eingespart, um später im Spiel aufzudrehen.
Mit eurem neu erworbenen Fahrzeug kommt die Ernüchterung über euch: gerade einmal ein Rennevent ist spielbar. Soweit nicht unbedingt untypisch, normalerweise wird man aber im Vorfeld darüber aufgeklärt, welche Events man mit welchen Autos fahren kann, nicht erst nach dem Kauf. Hätte man das vorher gewusst, vielleicht hätte man doch erstmal was geliehen. Egal, dann eben mit der Karre alles abräumen, was geht, und schnell ein anderes Fahrzeug kaufen oder leihen. Also ab auf die Piste.
Das Gameplay sorgt für den Rest: die Grafik wird keinesfalls besser als im Menü, stattdessen gesellt sich nun Kantenflimmern dazu, die Details wurden scheinbar noch ein wenig weiter zurückgeschraubt, oder aber es wirkt nur so, weil noch mehr Fahrzeuge auf einmal zu sehen sind). Noch mehr Fahrzeuge auf einmal? Nach der ersten Kurve hat sich das erledigt, denn hier mischt sich dann auch die Steuerung ein. Statt in die Kurve zu fahren, reagiert das Auto gar nicht, sondern fährt munter geradeaus. Hektisches Reißen am Steuer führt letztendlich dazu, dass dann ruckartig die Räder quer stehen. Feinabstufungen in der Lenkung? Irgendwie nicht. Ich rette mich zurück auf die Strecke, versuche mein Glück bei der zweiten Kurve! Gleiches Spiel. Dritte Kurve, ich fahre ganz langsam an, fast schon ausrollend: das Auto will einfach nicht da hin, wo ich es gerne hin hätte. Und das liegt nicht an der etwaigen Unfähigkeit des Fahrers, denn Anhand der Reifenstellung kann man erkennen, dass das System überhaupt gar nicht reagiert. Schirmt hier eventuell der Lenkradaufsatz zu stark ab? Man weiß es nicht.
Habe ich etwas falsch angestellt? Ich bin mir keiner Schuld bewusst, und abgesehen von der nicht vorhandenen Lenkbarkeit der Fahrzeuge, zählt das gesamte Spiel irgendwie nicht gerade zu den hübschesten. Natürlich ist der Vergleich mit Gran Turismo 5 frech und unangemessen, aber die optische Differenz ist etwa genauso groß wie in umgekehrter Richtung zu Pole Position auf dem Commodore 64. Hätte die Steuerung funktioniert, könnte man sich noch zu einem „für Ferrari-Fans“ hinreißen lassen, denn die Grafik alleine würde noch nicht sonderlich stören, aber so wird aus Lust ganz schnell Frust. Lieber Mario Kart als Funracer? Das hat zwar keinerlei Simulationscharakter, aber da klappt zumindest die Steuerung und alles ist schön bunt… Dafür muss man aber dem Spiel noch zu gute halten, dass es preislich wirklich fair ist!