Schattenreich: 05: Im Grab des Ketzers

Endlich hat es die Reihe geschafft, mich vollends zu verwirren. Mit ‚Das Grab des Ketzers’ befinden wir uns auf dem Höhepunkt der Ungereimtheiten, die es bislang eh schon en masse zu hören gab. Wer hier noch voll im Bilde ist, um was es geht, wer auf wessen Seite steht und was die jeweiligen Handlungsmotive sind, hat meinen tiefsten Respekt verdient. Fest steht, dass von der Mordserie um kopflose Leichen vom Beginn der Serie fast keine Rede mehr ist.

SCHATTENREICH ist an einem Punkt angelangt, wo die Gefahr extrem gross ist, den Bogen zu überspannen. Die Handlung, die sich in ‚Das Grab des Ketzers’ dem Zuhörer offenbart, ist so losgelöst und scheinbar ohne Bezug zu dem eigentlich bislang vordergründigen roten Faden der Serie, dass man sich automatisch fragt, ob die Autoren noch genau wissen, wo die Reise hingehen soll. Rein technisch ist das Hörspiel wieder einmal eine gelungene Sache, und auch die Einbindung der Gothic-Songs ist wieder einmal passend und atmosphärisch.

Nach dem turbulenten Ende der letzten Folge findet sich Christian in einem Krankenhaus wieder. Er wird von Alexa und ihrem Vorgesetzten Lohmann verhört, ihm werden Fotos vorgelegt, die die Familie Bloch zeigen, sowie alte Zeitungsausschnitte, in denen es um das Verschwinden der Leiche von Otto Bloch geht (die Titanen hatten den Leichnam seinerzeit entwendet, warum genau, daran kann sich Christina nicht erinnern)…
Wie es der Zufall so will, verhilft die wie aus dem Nichts auftauchende Tina Müller Christian genau in dem Moment zur Flucht, als er auf dem Flur dem Gespräch zwischen Lohmann und Alexa Voss entnimmt, dass er für längere Zeit eingesperrt werden solle. Ausserdem hört er etwas von einer Kirmes, die Lohmann dicht machen will. Eine Spur?
Auf geht es also zur Kirmes, wo Christian zunächst merkwürdige pseudoerotische Halluzinationen hat, im nächsten Moment aber klar genug ist, um an einer Schießbude einen riesigen Teddy abzustauben. In einem Orakelzelt entsteigt eine Frau einem Sarg und verwirrt Christian zusätzlich mit Faustzitaten, als die Polizei die Prophezeiung unterbricht und Christian wieder zur Flucht zwingt. Hinter den Kulissen wartet ein Clown, der Christian und Tina in seinem Wagen versteckt und anschließend aus dem Bauch des Teddybären Filmrollen hervorzaubert, die sich Christian im alten Kino anschauen soll. Christian vermutet hinter der Clownsmaske Bruno Schwab, spielt aber dieses Rollenspiel, wie sie es unter den Titanen häufiger durchgeführt hatten, ohne Widerworte mit. Im alten Kino erwartet ihn bereits Walther Zürn, um ihm die Filme vorzuführen. Kann das alles Zufall sein?

Um jetzt nicht auch noch die letzten überraschenden Wendungen zu verraten, behalten wir euch vor, was auf dem Film zu sehen ist und was noch so alles passiert. Fakt ist jedenfalls, dass all diese merkwürdigen Geschehnisse auf der Kirmes von langer Hand geplant sein müssen und Christian eher wie eine Marionette mit unsichtbaren Fäden von einer Misere in die nächste gelenkt wird. Dass der Zuhörer dabei teilweise überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann, wer nun was im Schilde führt, wird sich hoffentlich in einer der nächsten Folgen aufklären. Genauso wird von Folge zu Folge unklarer, welches oberste Ziel, welche Kernmotivation überhaupt noch hinter der Serie steckt. Ägyptische Mythologie scheint dabei aber mehr und mehr eine entscheidende Rolle zu spielen.

Musikalische Beiträge gibt es diesmal von Secret Discovery, Seabound, Ivory Frequency, Beauty Of Gemina, Digital Factor, Blind Passenger sowie dem Berliner Filmorchester und Kammerchor.
Selbst für Fans der Reihe steckt ‚Das Grab des Ketzers’ voller ungeklärter Fragen, die fast schon eine Spur zu undurchsichtig sind. Die Macher der Reihe müssen in den nächsten Folgen ziemlich aufpassen, um die Zuhörer nicht zu verschrecken mit Ungereimtheiten und fehlender Klarsicht.

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