Als Metalcoreband hat man es automatisch schwer, wenn man nicht gerade aus dem viel umjubelten Amerika stammt. Zugegeben, Ausnahmen wie die Kängurus aus der Parkallee bestätigen die Regel, aber gerade als deutsche Band steht man ganz schnell vor einer imaginären Barrikade, die es erst einmal einzureißen gilt. LAST ONE DYING haben diesen Weg bestritten, und schon ihr erstes Demo sorgte für gehörige Sprünge im Bollwerk. Jetzt steht mit ‚The hour of lead’ der erste Teil ihrer Netherworld-Chronicles an (das klingt nach nem interessanten Konzept, wir sind gespannt), um in diese Risse zu drängen und das Mauerwerk zu sprengen.
Auffällig für die Band ist sicherlich die Tatsache, dass sie metallischer sind als andere Genre-Vertreter. Wo viele Bands eigentlich Hardcoresongs spielen und diese mit leichtem Metalriffing verzieren, sieht es bei den Kölnern genau anders herum aus. Eigentlich könnten die Herren auch moderne Metalsongs spielen, die den Geist von Iron Maiden mit der Härte von Pantera paaren würden, doch das ist ihnen nicht genug, daher fügen sie ebenfalls noch ein paar Grooves und Moshteile ein, um sich auch sicher irgendwo im Wust der Stilkreuzungen einen eigenen Platz zu sichern. Natürlich liegen die Unterschiede inzwischen schon eher in den Nuancen (was vermisse ich die Zeiten, wo man im Monat maximal 3-4 CD´s gehört hat, weil man sich mehr nicht leisten konnte und auch gar nicht so viel auf den Markt geschwemmt wurde), aber genau diese Kleinigkeiten machen den Unterschied aus.
Produktionsseitig ist auf ‚The hour of lead’ alles in trockenen Tüchern gehalten, hier hat man sich mit Patrick Karwatka einen fähigen Produzenten gesucht, der ja auch schon live unterstützend eingesprungen ist. Technisch gibt es bei dieser Band ebenfalls kaum etwas auszusetzen, aber auch hier hat man sich (und ich erwähne das hier nur des Namedroppings wegen) mit Jeff Mantas (Ex-Venom) zumindest für einen Song Unterstützung mit ins Boot geholt. Mantas war auch schon auf der letzten Tour mit als Special Guest am Start, wo er allerdings meiner Ansicht nach der Band eher den Fokus geraubt hat, als wirklich unterstützend mitzurocken. Egal.
Das Album bietet technisch anspruchsvolle Songs, starke Hooks und reichlich Energie, die es live zu versprühen gilt. Wirkliche Anspieltipps will ich eigentlich nicht geben, da jeder Song in sich seine richtig guten Momente hat, aber mit die stärksten Nummern dürften der Titeltrack sowie ‚All this time’ sein. Über die gesamte Spielzeit hat man irgendwann das Gefühl, die Ideen würden sich ansatzweise ein wenig wiederholen, was allerdings lobend gemeint ist, denn bei anderen Alben fällt dies nicht so deutlich auf, weil alles irgendwie ähnlich wirkt, nicht so hier.
Wer auf ehrlichen Metalcore ohne überzogene Breakdowns und Bollo-Moshparts steht, der wird bei LAST ONE DYING sicherlich glücklich werden. Auch, wenn die Band das Rad nicht neu erfindet, liefert sie hier eine absolut solide Leistung ab, die jede Menge Eigencharakter besitzt.