Innovativ! Überraschend! Experimentell! Revolutionär! Das sind sicherlich alles Attribute, die zur neuen NOFX-Scheibe ‚Self Entitled‘ nicht passen wollen. Es steht NOFX drauf, und nichts anderes ist auch drin. Zugegeben: in den letzten Jahren habe ich ein wenig den Anschluss verloren, was die Veröffentlichungen von Fat Mike und Co. betrifft, schlicht und ergreifend deswegen, weil ich genug NOFX-Alben kenne, in den letzten 25 Jahren nur wenig bis gar nichts passiert ist, was die Musik der Band entscheidend verändert hätte, und es entsprechend wahrscheinlich auch nicht weiter tragisch ist, wenn einem 2-3 Alben in der kompletten 12-teiligen Diskographie fehlen. Egal, widmen wir uns ‚Self Entitled‘.
Zwölf Songs, sicherlich keine Überlänge, aber auch keine Langeweile aufkommen lassend, das ist es, was uns hier geboten wird. Gleich mit ‚72 Hookers‘ stellt Fat Mike klar, was er vom Jihad hält. Selbstmordattentäter würden sich seiner Meinung nach nur wegen der Aussicht auf 72 Jungfrauen in die Luft sprengen, und wenn man einfach nur genug Nutten besorgt, die den Herren ihre Bedürfnisse oral befriedigen würden, dann gäbe es endlich Weltfrieden! Soso, interessante Ansicht, und wer weiß, vielleicht gar nicht so falsch. Ob das nach dem aktuellen Zeitgeschehen (Mohammed-Video etc.) allerdings so witzig aufgefasst wird, ist fraglich. In ähnlichem Stil geht es weiter, entsprechend können wir sicher sein, dass die Songs weder ihren Humor verloren haben, noch ihre politische Botschaft.
Soundtechnisch ist alles beim Alten, Produzent Bill Stevenson (Descendents, Rise Against) wird wohl hauptsächlich damit zu tun gehabt haben, nach den Aufnahmen leere Bierdosen und Pizzakartons wegzuräumen.
Auf die NOFX-typischen Ausnahmesongs, die z.B. durch Ska-Elemente und Trompeten geprägt werden, wird auf ‚Self Entitled‘ vollständig verzichtet. Dafür geht es erstaunlich direkt nach vorne, ohne großartige Schnörkel spielen zu wollen. Ein ähnlich raues Album hat man lange nicht mehr von der Band gehört, waren die letzten (bewusst erlebten) Releases doch alle eher durch starke Melodien geprägt. Anspieltipps sind ‚72 Hookers‘ und der ins Ohr gehende ‚I, Fatty‘, sowie ‚Ronnie & Mags‘. Der Rest der Scheibe ist zwar gefällig, rauscht aber mehr oder weniger an einem vorbei. Richtige Hits fehlen mir hier. Mit Sicherheit ist ‚Self Entitled‘ nicht das schlechteste NOFX-Album, aber auch bei weitem nicht das beste.