Amtlich: zu den schnellsten zählen UNZUCHT nicht, schließlich ist ihre Debut-EP inzwischen 3 Jahre alt, und nach einer weiteren EP im April kommt nun endlich die erste Langrille. Das jetzige hochoffizielle Debut strotzt ehrlich gesagt nicht vor neuen Songs. Zwar sind insgesamt 13 Stücke auf dem Tonträger enthalten, dafür ist aber die komplette erste EP enthalten, und von der zweiten EP „Deine Zeit läuft ab“ gibt es ebenfalls zwei Songs. Ob ‚Todsünde 8‘ trotzdem ein Ohr wert ist, erfahrt ihr hier bei uns.
Es gibt sie noch, diese Bands, die mit nur wenig Zeit schnell klar machen können, in welche Richtung die Reise gehen wird. Hierzu zählen auch UNZUCHT. Schon nach weniger als zwei Minuten haben wir eigentlich alles gehört, was die Band ausmacht: harte Gitarren, treibende Drums, psychotische Keyboardklänge, die mal als Untermalung, mal als Melodiegeber gedacht sind, ein satter Bass und natürlich der charismatische Gesang von „Der Schulz“.
Was genau zeigen UNZUCHT auf ihrem Debut? UNZUCHT können treibende Songs schreiben, UNZUCHT können schleppende Songs schreiben. UNZUCHT können richtig hart sein, UNZUCHT können aber auch mal etwas sanfter sein. Bei allem, was sie tun, sind sie mit Herzblut dabei und überzeugen durch den Wiedererkennungsfaktor Gesang.
Textlich versucht man, genau das zu bedienen, was genretypisch verlangt wird. Man bewegt sich dabei hart an der Grenze zum Kitsch, allerdings nicht darüber hinaus. Insgesamt erinnert mich UNZUCHT zunehmend an aktuellere Atrocity-Alben, dabei aber deutlich „Pop“-lastiger. Das ist in diesem Fall aber im Gegensatz zu Atrocity in sich stimmiger.
Anspieltipps sind unter den „neuen Songs“ vor allem „Auf Sturm“ sowie der Titeltrack „Todsünde 8“, bei den bereits von der ersten EP bekannten Songs weiterhin ganz weit vorne sind sowohl „Meine Liebe“ als auch „Schwarzes Blut“, und auch „Deine Zeit läuft ab“ ist nicht umsonst ein weiteres mal mit vertreten.
Wer auf düsteren Gothic-Rock (mit einer klaren Tendenz mehr zum Gothic-Metal) steht, wird bei UNZUCHT fündig. Die Band hat sich innerhalb kürzester Zeit von einem Geheimtipp zu einer festen Größe in der Szene etabliert, was sie vor allem durch ihre reichlichen Live-Auftritte immer wieder unter Beweis stellen. Bleibt zu hoffen, dass sie sich jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, die ihnen für ‚Todsünde 8‘ sicherlich überreicht werden, sondern vielmehr dranbleiben und nicht wieder drei Jahre bis zur nächsten Veröffentlichung benötigen.